Vom Rammert an die Spree

Weihnachtsbaum fürs Kanzleramt in Rottenburg gefällt

Leute des Technischen Hilfswerks brachten am Freitag eine Weißtanne aus dem Rottenburger Stadtwald nach Berlin. Am 28. November ist die Baum-Zeremonie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und einer Delegation aus Rottenburg.

22.11.2019

Von an

Ein Rottenburger Weihnachtsbaum fürs Kanzleramt

Am Freitagmorgen (22. November) wurde der Weihnachtsbaum für Kanzlerin Angela Merkel im Rottenburger Stadtwald abgeholt. Bilder: Angelika Bachmann
Gut zehn Meter hoch und etwa 30 Jahre alt ist die Weißtanne im Rammert, die als ...
Gut zehn Meter hoch und etwa 30 Jahre alt ist die Weißtanne im Rammert, die als Weihnachtsbaum für das Berliner Kanzleramt ausgewählt wurde. Mitarbeiter der Abteilung Forst und Jens Sailer vom Ammerbucher Forstbetrieb Sailer fällten die Tanne am Freitagfrüh. Bild: Angelika Bachmann

© ST

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Gegen halb neun ertönte am Freitagmorgen der Ruf des Fortsmitarbeiters: „Baum fällt!“ Da war es um die Weißtanne geschehen. Allerdings krachte der Baum nicht, wie bei sonstigen Fällarbeiten, auf den Boden. Schlingen sicherten ihn ab, hielten ihn in der Halbschräge am Kran. Schließlich durften die ebenmäßig gewachsenen Äste keinesfalls knicken oder brechen. Jens Sailer, der den Wald dort auch unterm Jahr im Auftrag des Forstamts bewirtschaft, nahm die Weißtanne am Kran ins Schlepptau und zog sie vorsichtig in Richtung Weg.

Dort wartete der Tieflader des Technischen Hilfswerks Horb, um den Baum auf eine lange Reise mitzunehmen. Das Ziel: das Kanzleramt in Berlin. Dort wird die Rottenburger Weißtanne in diesem Jahr als Weihnachtsbaum glänzen. Dass ausgerechnet eine Tanne aus dem Rottenburger Stadtwald im Kanzleramt stehen wird, liegt daran, dass die hiesige Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin ist. Sie sucht deshalb einen der drei Bäume für das Kanzleramt aus.

Die Vorauswahl hatte Lorenz Truffner getroffen. Der Leiter des Forstreviers Rottenburg-Nord hat im Stadtwald stets einige Bäume im Visier, die sich als Weihnachtsbäume eignen würden – für den Rottenburger Marktplatz, die Stadtbibliothek oder, wie in diesem Fall, als Gabe für das Kanzleramt. Bereits unterm Jahr wird darauf geachtet, dass dem Wuchs dieser Bäume nichts in die Quere kommt. Drei dieser Bäume hat Truffner der Staatsministerin per Bild vorgeschlagen. Auch Tübingen hat zwei Kandidaten eingereicht. Ausgewählt hat Widmann-Mauz schließlich die Weißtanne, die auf der Höhe des Rammerts in der Nähe der Dünnbachhütte gewachsen ist.

Gut zehn Meter hoch und etwa 1,2 Tonnen schwer ist der Baum. Ihre ersten Wurzeln geschlagen haben dürfte die Weißtanne um das Jahr 1990 herum, also kurz nach dem Mauerfall. „Das ist aber reiner Zufall“, sagt Truffner und lacht.

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks lagerten die Weißtanne auf dem Tieflader so, dass sie für die Fahrt nach Berlin gut gesichert ist, dabei aber keine Äste zu Schaden kommen. Revierförster Lorenz Truffner (links) hatte den Baum als einen von drei Kandidaten ausgewählt. Bild: Angelika Bachmann

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks lagerten die Weißtanne auf dem Tieflader so, dass sie für die Fahrt nach Berlin gut gesichert ist, dabei aber keine Äste zu Schaden kommen. Revierförster Lorenz Truffner (links) hatte den Baum als einen von drei Kandidaten ausgewählt. Bild: Angelika Bachmann

Einen solchen Koloss nach Berlin zu verfrachten, ohne dass er bei der Ankunft geknickt die Äste hängen lässt, ist eine ganz besondere Kunst, für die 17 Mitarbeiter des THW Rottenburg und Horb ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen konnten. Aus Horb waren drei THWler der Fachgruppe „Räumen“ mit dem Tieflader hinzugekommen. 14 THWler aus Rottenburg halfen dabei, die Tanne auf vorgefertigten Holzböcken zu lagern, sie in die richtige Position zu schieben und sie anschließend so festzuzurren, dass sie die Fahrt nach Berlin sicher übersteht. Die Gruppe machte sich nach einer kurzen Pause auf den Weg in Richtung Berlin.

Nach einer Übernachtung außerhalb der Stadtgrenzen fahren die THWler mit dem Tieflader am Sonntag zum Kanzleramt, wo die nächste Herausforderung wartet: Der Baum muss händisch in einer Halterung aufgerichtet werden, weil man ja nicht mit einem Kran ins Foyer des Kanzleramts fahren kann. Dazu nutzen die THWler so genannte „Schwalben“, in der Länge gestaffelte Stangen, wie man sie auch zum Aufrichten von Maibäumen verwendet.

Ein Rottenburger Baum fürs Kanzleramt
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© Lisa Maria Sporrer 02:23 min
Am Freitag, 22. November, wurde im Rottenburger Stadtwald einer der drei Weihnachtsbäume für das Berliner Kanzleramt gefällt. Das TAGBLATT war dabei und befragte die Beteiligten.
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Jedes Jahr stehen drei Weihnachtsbäume aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands im Kanzleramt. Eingeladen sind dann auch immer Delegationen aus den Spenderstädten. Zur offiziellen Zeremonie am 28. November, bei der die Kanzlerin die Bäume abschreitet und sie sicherlich gebührend bewundert, werden deshalb unter anderem Oberbürgermeister Stephan Neher, Forstamtsleiter Alexander Köberle, Revierförster Lorenz Truffner und eine Delegation des THW nach Berlin reisen. Vorab nimmt Staatsministerin Widmann-Mauz die Delegation in Empfang und führt sie durch das Kanzleramt.

Weil die Forstarbeiter schon vor Ort waren, haben sie gleich weitere Weihnachtstannen gefällt, die Weiler, Kiebingen und Hailfingen versprochen sind. Der Weihnachtsbaum auf dem Rottenburger Marktplatz kommt in diesem Jahr übrigens aus einem Vorgarten aus Bieringen.

100 junge Bäume werden im Frühjahr gepflanzt

Rottenburg stiftet eine Tanne aus dem Stadtwald für das Kanzleramt. Die Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz möchte dafür junge Bäume für den Rottenburger Stadtwald stiften, die im kommenden Frühjahr gepflanzt werden. An die hundert Bäume werden das wohl sein, sagte Revierförster Lorenz Truffner. Trockenheit und Käferbefall haben im Stadtwald Schäden angerichtet, die Nachpflanzung erfordern. Im Büro der Staatsministerin und Abgeordneten Widmann-Mauz hat man vorab berechnet, welche CO2-Belastung durch den Transport des Weihnachtsbaums entsteht – und dadurch, dass der Baum nun nicht mehr im Stadtwald steht. Mit den Ersatzpflanzungen will man die Aktion CO2-neutral gestalten.

Kurz nachdem gestern die ersten Berichte über die Aktion im Internet erschienen, gab es einen Sturm von Kritik daran, dass durch den weiten Transport unnötig CO2 produziert werde.

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Erstellt:
22.11.2019, 12:24 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 13sec
zuletzt aktualisiert: 22.11.2019, 12:24 Uhr

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