Stuttgart

Bauer: Sorgen um Zwei-Klassen-System vom Tisch

Während die Universitäten ihre Auswahl als „Elite-Unis“ feiern, schütteln viele Studenten frustriert den Kopf. Die Arbeitsbedingungen für wissenschaftliche Mitarbeiter an den Standorten seien miserabel, kritisieren sie - und warnen vor einem Zwei-Klassen-System.

22.07.2019

Von dpa/lsw

Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst von Baden-Württemberg. Foto: Sebastian Gollnow/Archiv

Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst von Baden-Württemberg. Foto: Sebastian Gollnow/Archiv

Stuttgart. Auch nach der erfolgreichen Exzellenzauswahl baden-württembergischer Universitäten droht nach Ansicht von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer kein Zwei-Klassen-System in der Hochschullandschaft. Unis ohne eine Exzellenz-Förderung hätten zwar weniger Spielraum, sagte Bauer (Grüne) am Montag in Stuttgart zu einer entsprechenden Kritik der Studierenden. Die millionenschwere Unterstützung im Rahmen der Exzellenzstrategie sei aber auch kein Ersatz für eine gute Grundfinanzierung. „Alle unsere Hochschulen brauchen eine verlässliche und auskömmliche Grundfinanzierung, damit sie gut arbeiten können“, sagte Bauer. „Die beiden Themen darf man nicht gegeneinander aufrechnen.“

Am Freitag hatten sich vier Hochschulen aus Baden-Württemberg im bundesweiten Rennen um die begehrten „Exzellenzuniversitäten“ durchgesetzt. Tübingen, Konstanz und Heidelberg tragen den Titel demnach weiter, Karlsruhe rückt nach dem Ausscheiden in einer früheren Runde wieder in die Spitzengruppe auf.

Studierende hatten im Rahmen der Auswahl gewarnt, die Exzellenzstrategie erzeuge „ein 2-Klassen-System, in dem ein Großteil der Hochschulen durch Sparzwang beschränkt wird“. Zudem habe der Wettbewerb „enorme Kapazitäten gebunden“ und von der Lehre abgezogen.

Auch die Universitäten erhöhen den Druck auf Ministerin Bauer. Zuletzt hatte nach der Freiburger Hochschule auch die Universität Hohenheim in Stuttgart mehrere Millionen Euro aus dem Landeshaushalt gefordert, um die steigenden Kosten auszugleichen. Damit sie das strukturelle Finanzdefizit in den Griff bekommen könnten, müssten den Hochschulen zusätzliche drei Prozent der Mittel zur Verfügung gestellt werden, hatte Hohenheims Rektor Stephan Dabbert gefordert. So könnten Tariferhöhungen und Inflation ausgeglichen werden.

Bis 2020 bekommen die Hochschulen noch eine finanzielle Sicherheit. Nach Angaben Bauers soll die Grundfinanzierung durch den sogenannten Hochschulfinanzierungsvertrag gestärkt werden. „Unsere Studierenden sollen sich keine Sorgen machen, wir haben unsere gesamte Hochschullandschaft fest im Blick“, sagte sie.

Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte zudem die nach ihrer Einschätzung miserablen Arbeitsbedingungen an den Elite-Unis. An drei der vier ausgezeichneten Standorte liege der Anteil der befristet beschäftigten wissenschaftlichen Mitarbeiter bei weit über 80 Prozent, kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie forderte eine „Entfristungsoffensive“.

Hochschulen seien keine Orte, an denen das Dauerarbeitsverhältnis der Normalfall sei, sagte Bauer dazu. Es gebe immer gute Gründe, mit befristeten Arbeitsverhältnissen zu arbeiten. Es müsse aber versucht werden, dort unbefristet unter Vertrag zu arbeiten, wo es Daueraufgaben zu erledigen gebe. Bei der Exzellenzinitiative sei ein Dauerarbeitsverhältnis wegen der befristeten Förderungen bislang schwierig gewesen. „Wir haben jetzt die grundsätzliche Möglichkeit, dass diese Ressourcen dauerhaft kommen“, sagte Bauer. Elite-Unis sollten daher mit diesen neuen Optionen arbeiten.