Fasnet in Tübingen

Grüner Rächer beißt in schwarzen Berliner

Ganz grün wurde den Narren am Rosenmontag bei der Schlüsselübergabe vor dem Tübinger Rathaus:

04.03.2019

Von Marko Knab

Oberbürgermeister Boris Palmer empfing die Hästräger als eine Art Mischung der Superhelden Batman und Green Lantern, stilecht mit übergroßem Dienstausweis. Damit spielte er auf den Zwischenfall mit dem Studenten Arne Güttinger im November an. In dessen Folge hatte der Satiriker Jan Böhmermann Palmer als „deutschen Batman“ geschmäht. Der Anführer der Tübinger Narren, Zunftmeister Markus Beuter, nahm den OB hingegen ausnahmsweise nicht aufs Korn: Statt den „stets bemühten“ Oberbürgermeister satirisch anzuzählen, nutzte Beuter die Gelegenheit, um die Wünsche und Hoffnungen der Narren an Palmer heranzutragen: Förderung von Vereinskultur und gemeinsame Gespräche mit dem Oberbürgermeister standen neben dem Schlüssel für das Rathaus ganz oben auf dem Wunschzettel der Schlossochsen. Unterstützt von der Dettenhäuser Lombakabell und anderen Zünften aus der Umgebung nahmen die Tübinger Narren das Rathaus kurzerhand ein.

Ganz ohne Schelte kam der grüne Rächer aber nicht davon: Der stellvertretende Zunftmeister Horst Knöpfler vom Rosecker Fasnachtsclub nahm Palmers Kostüm-Steilvorlage dankend an und holte die bis dahin ausgebliebene Kritik nach. Dabei nahm er Bezug auf den Vorfall in der Pfleghofstraße und weitere vieldiskutierte Äußerungen Palmers, darunter die Kritik an der Berliner Sicherheitslage und Palmers Aussagen zu Geflüchteten. Symbolisch überreichte Knöpfler dem OB deshalb einen „schwarzen Berliner“ mit brauner Nougatfüllung, den der Geschmähte mit Humor verspeiste.