Tübingen

Bannmeile

16.11.2018

Von Gisela Belkaecme, Tübingen

Linker Hand vor dem Eingang der Neuen Aula gewahrt man eine kleine Tafel mit der Inschrift: „Verbergt nicht eure Feigheit unter dem Mantel der Klugheit“ – aus einem Flugblatt der Weißen Rose, Mitverfasser Hans Scholl. Eine unverblümte Mahnung zur Gestaltung der Universität als demokratische, kritische und öffentliche Einrichtung.

Indessen: Der Mantel ist immer fadenscheiniger geworden, bezeugt der schillernde Überwurf der Exzellenz doch vielmehr, dass die Universität zunehmend dem Diktat der kapitalgesteuerten Marktkonformität gehorcht gemäß dem Gebot des Universitätsrats der Steigerung von Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit – nach Vorgabe der Politik.

Im Deckmantel weniger der Klugheit als der Macht entblößt sich die Feigheit des Rektoratsbeschlusses: Abgeschottet werden sollen die Neue Aula, die Universität transformiert in eine kapitalistisch-neoliberale Echokammer, der Geschwister-Scholl-Platz pervertiert in eine Art Bannmeile.

Zufall, dass im März dieses
Jahres, gefeiert von der AfD,
den Studierenden das politische Mandat entzogen wurde? Rein symbolisch, so die Grünen-Landesministerin.

Angelika Bachmann hat es auf den Punkt gebracht: Die Transparente gehören auf den Geschwister-Scholl-Platz!

Hans Scholl: „Ich bin der Ansicht, dass in Deutschland in der Zeit von 1918–1933 und vor allem 1933 nicht zu sehr die Masse des Deutschen Volkes politisch versagt hat, sondern … die Intelligenz.“ Seine letzten Worte auf dem Schafott am 22. Februar 1943: „Es lebe die Freiheit.“