Fünf Frauen wurden Opfer falscher Polizisten

Bandenbetrug: Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat Anklage gegen fünf Männer erhoben

Wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs hat die Staatsanwaltschaft Tübingen am 25. September Anklage bei der Großen Strafkammer des Landgerichts Tübingen gegen vier Männer im Alter zwischen 23 und 33 Jahren sowie gegen einen 22-Jährigen wegen Beihilfe erhoben.

25.10.2017

Von ik

Symbolbild: Kuball

Symbolbild: Kuball

Drei der Angeschuldigten sind seit Anfang Juni in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl gegen einen 23-Jährigen wurde außer Vollzug gesetzt. Er hat im Ermittlungsverfahren umfangreich ausgesagt. Drei Männer stammen aus der Türkei, zwei sind Deutsche. Sie kommen alle aus dem Raum München.

Wie die Staatsanwaltschaft jetzt erst mitteilte, beschlossen die vier Männer spätestens Anfang 2017 gemeinsam mit einem damals 29-Jährigen, sich als falsche Polizeibeamte auszugeben.

Der 29-Jährige gilt als Kopf der Bande und soll von der Türkei aus Frauen im Alter zwischen 61 und 86 Jahren in Süddeutschland angerufen habn, darunter auch zwei im Landkreis Tübingen. Der Mann gab sich als Polizeibeamter aus und hatte seine Telefonnummer so manipuliert, dass die Angerufenen den deutschen Polizei-Notruf 110 auf dem Display sahen.

In den Gesprächen soll der Mann seinen Opfern vorgegaukelt haben, dass es rumänische Diebe auf ihr Vermögen abgesehen hätten. Er soll die Frauen aufgefordert haben, ihre Konten leerzuräumen und die Gelder seinen „Kollegen“ zu übergeben. Nur so, sagte er, könne die Polizei ihr Vermögen schützen. Mit dieser Masche, so die Staatsanwaltschaft, soll der 29-Jährige zwischen Januar und Mai sieben Frauen dazu gebracht haben, seinen Komplizen rund 340 000 Euro in bar sowie Schmuck im Wert von etwa 13 000 Euro zu überlassen. Der Anrufer, inzwischen 30 Jahre alt, ist noch nicht gefasst. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, laufen die Ermittlungen.

Das Abholen der Beute hatten die vier anderen Männer vor Ort organisiert. Ein 28-Jähriger hielt mit dem Anrufer aus der Türkei, seinem Bruder, Kontakt, nahm dessen Anweisungen entgegen und gab sie an die drei Komplizen weiter. In wechselnden Rollen soll einer der Männer dann den Tatort überwacht haben. Einer war der Fahrer, ein anderer gab sich bei den Opfern als Polizeibeamter aus und holte die Beute ab.

Auf diese Weise soll es der Bande gelungen sein, in drei Fällen in Bayern, in einem Fall im Kreis Konstanz und in einem Fall im Raum Tübingen Vermögenswerte im Wert von rund 160 000 Euro zu stehlen. Die Beute teilten sie unter sich auf. Zwei weitere Übergaben hatten die Männer schon geplant – eine in Tübingen, die andere im Rems-Murr-Kreis. Die Ermittler waren der Bande da aber schon auf der Spur und griffen sich die Betrüger, ehe Geld und Schmuck im Wert von rund 193 000 Euro übergeben werden konnten.

Während der heute 23-Jährige laut Staatsanwaltschaft umfangreiche Angaben machte, schwiegen sich die vier anderen Männer im Ermittlungsverfahren aus.

In rechtlicher Hinsicht wertet die Staatsanwaltschaft die Taten als gewerbsmäßigen Bandenbetrug. Für diesen kann eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren verhängt werden. Der 22-Jährige, der wegen Beihilfe angeklagt wird, kann mit einer milderen Strafe rechnen. Für Beihilfe zum gewerbsmäßigen Bandenbetrug sieht das Gesetz eine Haftstrafe von drei Monaten bis zu siebeneinhalb Jahren vor.