4:1 - Ende der schwarzen Serie gegen Italien - Mario Götze erleichtert

Balsam für die Seele

"Oh, wie ist das schön", sangen die Zuschauer in Münchens Olympiastadion. Die Nationalelf beendete mit einem 4:1 ihre schwarze Serie gegen Italien - und kann einigermaßen beruhigt in die EM-Vorbereitung.

30.03.2016

Von GEROLD KNEHR

München. Na also, es geht doch. Nach 21 Jahren und sieben sieglosen Spiele in Folge gegen Italien gelang der Fußball-Nationalmannschaft gestern in München ein 4:1 (2:0) gegen die Squadra Azzurra. Toni Kroos, Mario Götze, Jonas Hector und Mesut Özil per Foulelfmeter trafen im Duell der viermaligen Weltmeister für den amtierenden Titelträger. Der kann nun einigermaßen beruhigt in die Vorbereitung für die am 10. Juni beginnende Europameisterschaft gehen.

Gegenüber der jüngsten 2:3-Niederlage gegen England hatte Löw sein Team auf fünf Positionen geändert. Außer Torhüter Manuel Neuer und Mario Gomez, für den der beim FC Bayern ein Reservistendasein fristende Mario Götze auflaufen durfte, rückten zudem Shkodran Mustafi, Sebastian Rudy und Julian Draxler in die Startformation. Ihnen mussten Emre Can, Marco Reus und Sami Khedira weichen, der gegen England noch die Kapitänsbinde getragen hatte. Die streifte sich nun erstmals Thomas Müller in seinem 70. Länderspiel über. Sie sollte ihn inspirieren.

Auch taktisch hatte Löw sein Team umgeformt. Dreierkette, Antonio Rüdiger, Shkodran Mustafi und Mats Hummels bildeten eine Dreier-Abwehrkette, an den Seiten sollten Sebastian Rudy (über rechts) und Jonas Hector für Impulse nach vorne sorgen. Der kreative Part im Offensivspiel gebührte Mesut Özil, Julian Draxler - und Müller.

Der Münchner zeigte alle Facetten, die er draufhat. Nicht immer wirkte der bayerische Schlaks konzentriert. Aber an den entscheidenden Momenten war er maßgeblich beteiligt. In der 24. Minute schlug Müller von rechts eine flache Flanke in den Strafraum. Von Leonardo Bonucci abgefälscht kam der Ball zu Kroos, der mit einem platzierten Schuss - wie schon gegen England - die DFB-Auswahl mit 1:0 in Führung schoss.

Bis zu diesem Zeitpunkt war das Spiel nur langsam in Schwung gekommen. In den zehn Minuten danach zeigte Löws Team,, wozu es in der Lage ist, wenn es konzentriert bei der Sache ist. Es gab einige gekonnte Ballstafetten.

Vor der Pause schien die Begegnung gegen die vor dem Tor recht harmlosen Italiener auszuplätschern. Als niemand mehr damit rechnete, fiel das 2:0 (45.). Wieder war Müller der Vorlagengeber. Der kleine Götze, bis dahin kaum aufgefallen, setzte sich gegen zwei italienische Abwehrspieler mit dem Kopf durch - und traf. Eine Wohltat für den Münchner, der beim FC Bayern unter Trainer Pep Guardiola zuletzt ein Reservistendasein fristete. Auch seine Teamkollegen spürten, wie wichtig dieses Erfolgserlebnis für Götze war. Geschlossen lief die komplette Mannschaft bis auf ter Stegen an die gegnerische Torlinie, um Jubilar Götze (50. Länderspiel) zu beglückwünschen. Es war Balsam für dessen Fußballer-Seele.

War das schon die Entscheidung? Auch gegen England hatte die DFB-Auswahl bis zur 61. Minute mit 2:0 vorne gelegen - und doch noch verloren. Und die Italiener kamen nicht mit der Absicht aus der Kabine, sich schon geschlagen geben zu wollen. Doch dann legte Draxler auf der linken Seite ein bärenstarkes Dribbling inklusive Doppelpass mit Götze hin - und behielt den Überblick. Seinen Pass auf den frei stehenden Hector verwandelte der Kölner mit seinem ersten Länderspieltreffer zum 3:0 (59.) - die Entscheidung. Özil machte mit einem sicher verwandelten Foulelfmeter (75.) - Torhüter Gianluigi Buffon hatte Rudy von den Beinen geholt - das 4:0. Stephan El Shaarawy (83.) gelang der italienische Ehrentreffer zum 4:1-Endstand.