Kreis Tübingen · Corona

Bald werden auch Heim-Besucher getestet

Der Kreis Tübingen trifft Vorkehrungen für die Einstufung als Risikogebiet.

13.10.2020

Von Renate Angstmann-Koch

Überschreitet der Kreis die 7-Tage-Inzidenz von 50, wechselt als erste Konsequenz die Zuständigkeit: Dann müssen nicht mehr Städte und Gemeinden, sondern der Kreis anordnen, wie die Verbreitung des Virus eingedämmt werden soll. Dabei sei man in Kontakt mit dem Landesgesundheitsamt, sagte Landrat Joachim Walter am Dienstag bei einem Pressegespräch. Der Kreis wolle nur Maßnahmen ergreifen, die notwendig und verhältnismäßig sind. Auch müssten sie einer Güterabwägung standhalten: „Es ist das mildeste Mittel zu wählen, das auch das Ziel erreicht.“

Die Teilnehmerzahl privater Feiern wird in angemieteten Räumen auf 25 Peronen beschränkt, in Privaträumen auf zehn Personen.

In Einzelfällen empfiehlt das Landratsamt Masken auch im Unterricht, so aktuell im Karl-von-Frisch-Gymnasium.

In Alten- und Pflegeheimen werden unter der Regie des Kreises wieder Beschäftigte und Bewohner getestet.

Tübingen war im Frühjahr der erste Kreis, der solche Tests eingeführt hat, da die Bewohner von Pflegeheimen als besonders gefährdete Personengruppe gelten. Der Kreis setzte die Tests aber aus, als er sie nicht mehr für notwendig hielt. Das bestätigten die Zahlen der Stadt Tübingen, die auf eigene Rechnung weitertesten ließ, so der Landrat. Nun will der Kreis die Tests wieder anordnen. Damit tragen die Krankenkassen die Kosten. Sie erhalten einen Ausgleich von Bund und Land.

Geschlossene Heime wie im Frühjahr soll es nicht mehr geben. Man setze stattdessen auf Schnelltests für Besucher und Personal. Da noch kein solcher Test zugelassen sei, könne der Kreis sie nicht anordnen. Die Notärztin und DRK-Präsidentin Lisa Federle werde aber mit ihnen beginnen.

Weitergehende Maßnahmen wie das Einführen von Sperrstunden hält das Landratsamt noch nicht für notwendig.

„Man hat die Chance, ohne Lockdown über den Winter zu kommen“, ist der Landrat überzeugt. Derzeit gebe es kaum schwere Corona-Erkrankungen im Kreis. Die Uniklinik behandle nur einen Patienten. Es infizierten sich im Moment vorrangig Jüngere, so Gesundheitsamtsleiterin Birgit Walter-Frank.

„Es wäre hilfreich, wenn man mit der Digitalisierung der Gesundheitsämter weiter wäre“, kritisierte der Landrat Land und Bund. Meldungen aus den Laboren gingen per Fax im Landratsamt ein, wo die Zahlen eingegeben würden. Die Systeme von Land und Bund seien unterschiedlich. Abhilfe zu schaffen sei wichtiger, als über Beherbergungsverbote zu diskutieren, zeigte sich Joachim Walter ungewohnt verärgert.