VfB Stuttgart

Premiere mit Schockwirkung

0:4 gegen Dortmund. Die höchste Saisonniederlage ausgerechnet beim Einstand des neuen Trainers Markus Weinzierl legt viele Schwächen der Mannschaft schonungslos offen.

22.10.2018

Von WOLFGANG SCHEERER

Frust und Ratlosigkeit bereits nach 25 Spielminuten: Der neue Chefcoach Markus Weinzierl vor seiner Bank. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Frust und Ratlosigkeit bereits nach 25 Spielminuten: Der neue Chefcoach Markus Weinzierl vor seiner Bank. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Stuttgart. Körpersprache sagt viel im Sport. Nicht nur die der Spieler, auch die des Trainers. Markus Weinzierl, der Neue beim VfB Stuttgart, stand zu Beginn seines ersten Pflichtspiels erst winkend, klatschend und rufend an der Seitenlinie. Doch das änderte sich fast schlagartig, als es gegen furiose Dortmunder schon in der dritten Minute 0:1 stand und nach 25 Minuten 0:3.

Schon da sah der 43-Jährige kopfschüttelnd, die Hände in die Hüften gestemmt und ziemlich gefrustet der drohenden Niederlage entgegen. Es war eigentlich nur noch die Frage, wie hoch der BVB diesmal gewinnen würde.

Am Ende also 4:0 (3:0) durch die Treffer des erst 18-Jährigen Engländers Jadon Sancho (3.), durch Nationalspieler Marco Reus (22.), den wie entfesselt aufspielenden Spanier Paco Alcacer (25.), der in seiner insgesamt erst 106. Einsatzminute zum siebten Mal getroffen hatte, und durch Maximilian Philipp (85.).

VfB-Kapitän Christian Gentner ließ in der kurzen Druckphase am Anfang der zweiten Halbzeit die größte Chance liegen, drosch aus vier Metern über die Latte.

Eklatante Fehler

Das passte zum bemitleidenswerten Auftritt – wie der verlorene Zweikampf des Defensivroutiniers Gonzalo Castro vor dem 0:2 oder der Querpass des französischen Weltmeisters Benjamin Pavard, den Reus dankend nutzte und dann vorlegte fürs dritte Tor.

„Im Großen und Ganzen ist es sehr, sehr enttäuschend gelaufen“, sagte Weinzierl nach der höchsten Stuttgarter Saisonniederlage unumwunden und fasste den komplett verkorksten Tag so zusammen: „Vor dem Spiel war es sehr schön, nach drei Minuten wurde es dann immer unschöner.“ In schwarzem Sakko, Jeans, weißem Hemd und weißen Sportschuhen hatte er sich in der VfB-Arena zunächst gut gelaunt und optimistisch lächelnd dem Publikum und einem großen Pulk von Fotografen und Kameraleuten präsentiert.

Nach 90 Minuten war er dann mitten im Abstiegskampf angekommen. Kurioserweise ist der VfB trotz des bitteren 0:4 nicht mehr Tabellenletzter, sondern steht nun durch die Düsseldorfer 1:7-Pleite in Frankfurt sogar auf Platz 17 – mit um einen Treffer besserer Tordifferenz (6:17). „Symbolisch für die Mannschaft ist aktuell, dass unser bester Spieler so einen Fehler macht“, sagte Weinzierl mit Blick auf Pavards Aussetzer. Wir müssen nun die Lehren aus diesem Spiel ziehen und zielgerichtet weiterarbeiten.“

Kapitän Gentner war sich trotz der Heimblamage sicher: „Das Team lebt, und das Team will! Wir sind keine tote Mannschaft.“ Sein sportliches Fazit klingt kritischer: „Die Häufigkeit unsere Fehler wird in dieser Liga eben knallhart bestraft.“ Weinzierls Meinung zu den BVB-Toren Nummer eins bis drei: „Das erste war unnötig, das zweite war unnötig und das dritte war ein Geschenk. Dann hast du keine Chance.“

Die Schwächen wurden schonungslos offengelegt. Ex-Nationalstürmer Mario Gomez: „Es war eine bittere erste Hälfte. Wir müssen hinten besser verteidigen. Der BVB hat eben die Qualität, aus diesen Situationen Tore zu machen. Positiv war, wie wir in der zweiten Hälfte rausgekommen sind. Aber wir müssen vorne unsere Chancen verwerten.“ Der 33-Jährige selbst allerdings hatte kaum eine Szene, selten erreichte ihn einmal ein Ball.

Tabellenführer Dortmund dagegen hat eine einmalige Serie in der Fußball-Bundesliga hingelegt: Zum vierten Mal nacheinander gewannen die ebenso pfeilschnellen wie gedankenschnellen Offensivkünstler um Marco Reus ein Spiel mit mindestens vier erzielten Toren. Allerdings blieb der 25-jährige Alcacer bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga nach der Halbzeit wegen Oberschenkelproblemen draußen.

Aus purer Vorsicht. Am Mittwochabend im Champions- League-Heimspiel gegen Atletico Madrid will der Spanier schließlich wieder wirbeln und jubeln wie in der ersten Halbzeit in Stuttgart: mit der Körpersprache eines Gewinners.

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Erstellt:
22.10.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 22.10.2018, 06:00 Uhr

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