Tübingen

Bärendienst

Abiturienten aus Baden-Württemberg beschweren sich über unfaire Aufgaben – und bekamen Rückendeckung vom Englisch-Lehrer eines Tübinger Gymnasiums, der anonym bleiben möchte und deshalb im TAGBLATT-Bericht Herr Meyer genannt wurde („War das Englisch-Abi zu schwer?“, 25. April).

26.04.2018

Von Ursula Möhler, Tübingen

Da hat der Kollege Meyer seinen Schülern aber einen Bärendienst erwiesen.

Auf die inhaltlichen Punkte seiner Kritik an der Abi-Aufgabe kann ich nicht eingehen, da ich die Aufgabe nicht kenne.

Hier jedoch einige Anmerkungen zu seinem Vorgehen: Wenn ein Lehrer in einer Abituraufgabe Fehler oder Unklarheiten entdeckt, hat er das Recht und die Pflicht, dies bei der Korrektur und Notengebung zu berücksichtigen; der mitgelieferte Erwartungshorizont ist eine Lösungsmöglichkeit, jedoch kein göttliches Gebot. Er sollte dann in einer schriftlichen Stellungnahme für den zweiten und dritten Korrektor seine Entscheidungen begründen. Ist die einleuchtend, werden die anderen Korrektoren ihm folgen. Außerdem geht diese Stellungnahme auch an das Regierungspräsidium, das diese Kritik sehr wohl wahrnimmt.

Was er aber auf keinen Fall tun sollte – und was auch explizit verboten ist – ist, die Aufgabe vor Abschluss der Abiprüfungen mit den Schülern oder gar in den Medien zu diskutieren.

Es ist auch Aufgabe der Lehrer, die Schüler auf das Abitur vorzubereiten – und nicht Aufgabe der Lehrpläne.