Tübingen · Medizin

Bär Bruno hat etwas verschluckt

Als Teddydocs machen Medizinstudierende das Tübinger Rathaus zur Behandlungsstation für die erkrankten Kuscheltiere von Kindergartenkindern.

27.06.2019

Von Penelope Hoeth

Was hat mein Kuscheltier? In der Teddyklinik wird es untersucht. Bild: Ulrich Metz

Was hat mein Kuscheltier? In der Teddyklinik wird es untersucht. Bild: Ulrich Metz

Im Tübinger Rathaus liegt der Patient auf der Untersuchungsliege. Es folgt eine Anamnese: Er wird gewogen, gemessen, Augen, Ohren und Mund werden untersucht. Der 5-jährige Jakob lässt seinen Teddybären „Balu“ untersuchen. Mit einem Stethoskop kann er sein Kuscheltier abhören.

In der Teddyklinik schlüpfen die Kinder in die Elternrolle und können den Arztbesuch aus einer neuen Perspektive betrachten. „Wir möchten den Kindern auf spielerische Art und Weise die Angst vorm Arzt nehmen“, erklärt Christian Reuter. Der 33-Jährige macht seit 2015 bei der Teddyklinik mit und ist in diesem Jahr der Organisator. Der Medieninformatik-Student ist der einzige Nicht-Mediziner und kümmert sich auch um Gestaltung und Design. Die ausgebildeten Teddydocs kümmern sich jeweils um einen Patienten, den Kindergartenkinder mitbrachten.

Zum 36. Mal werden in Tübingen Teddys geheilt, seit 2016 im Tübinger Rathaus. „Es kommt mir vor wie eine Tradition, die schon lange währt“, sagte Boris Palmer bei der Eröffnung der Klinik am Mittwoch. Zu Gast waren neben dem Oberbürgermeister, die Schirmherrin, Prof. Ingeborg Krägeloh-Mann, Ärztliche Direktorin der Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Tübinger Universitätsklinik und Thomas Hassel von der Stiftung Hilfe für Kranke Kinder.

Nach der Diagnose geht es für die Kinder mit Dino, Känguru, Maus oder Bär zur nächsten Station. Ein MRT, Röntgenbild oder eine Blutabnahme im Labor können weiterhelfen. Jedes Kuscheltier bekommt eine Spritze. Im Patientenausweis des Kuscheltiers tragen die Studenten alles genau ein.

Weiter geht es zur Apotheke, der „Lieblingsstation der Kinder“, erzählte Mitorganisatorin Franziska von Schimonsky. In der „Bärenapotheke“ bekommen die Plüschtiere einen „Schmerzlolli“ und eine Schokolade zur Aufmunterung. Das komplette Gegenteil erwartet die Kinder beim Zahnarzt.

Die Studenten erklärten hier an Zuckerwürfeln und verschiedenen Lebensmitteln den Zuckergehalt. Auch der Zusammenhang zwischen Zähne putzen und Karies soll mit Zähnen aus Knete vermittelt werden. Die Kinder können selber Karies entfernen und die Zähne der Kuscheltiere untersuchen lassen. Jedes Jahr wird eine Teddy-OP mit einer Geschichte eingeleitet. Der Bär Bruno hat etwas verschluckt, das muss rausgeholt werden. Sogar eine Herz-Lungen Maschine befindet sich im OP-Saal. Zum Schluss zeigt der Rettungsdienst den Kindern einen Rettungswagen von innen. Am Kuscheltier sollen Erste-Hilfe-Maßnahmen nahegebracht werden. Dieses Jahr unterstützen Amelie Sinz und Julia Göhrig innerhalb ihres FSJ die Teddyklinik. „Mit Kindern ist das immer toll, die sind kreativ“, sagten die Beiden.

Christian Beuter berichtete von Erfolgsgeschichten, die Kinder hätten das sogenannte „Weißkittelsyndrom“ überwunden. Zu Beginn der Klinik haben sie sich nicht ins Rathaus getraut, drei Tage später assistierten sie bei einer Teddy-OP.

Noch am Wochenende

Die Teddyklinik ist noch am Samstag und Sonntag, 29. und 30. Juni, für alle Kinder (ohne Anmeldungen) geöffnet. Verschiedene Bereiche wie Röntgen, MRT, Labor, Apotheke, Zahnarzt und OP Bereich können besucht werden. Ziel ist es, den Kindern auf spielerische Weise die Angst vor Besuchen beim Arzt zu nehmen. Dafür machen Medizinstudierende seit 2016 das Rathaus zur Krankenstation. Finanziert wird das Projekt durch Spenden, unterstützt wird es von der Stiftung „Hilfe für Kranke Kinder“.

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Erstellt:
27.06.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec
zuletzt aktualisiert: 27.06.2019, 01:00 Uhr

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