Stau-Ende bei Nehren unterschätzt

B27: Paar aus dem Zollernalbkreis bei Unfall schwer verletzt

Ein junges Paar aus dem Zollernalbkreis wurde bei einem Auffahrunfall bei Nehren lebensgefährlich verletzt. Der Ort, kurz nach dem B 27-Tunnel, ist berüchtigt.

14.12.2016

Von Eike Freese

Von hinten war ein BMW kaum gebremst herangerast, erwischte diesen Dacia (Bild) mit Wucht und schob ihn auf einen Audi-Kombi. Die zweiInsassen des Kleinwagens wurden lebensbedrohlich verletzt und mussten freigeschnitten werden. Notärztin Lisa Federle und Feuerwehr-Kommandant Rüdiger Nädele (links) organisierten den Einsatz mit.Bilder: Klaus Franke

Von hinten war ein BMW kaum gebremst herangerast, erwischte diesen Dacia (Bild) mit Wucht und schob ihn auf einen Audi-Kombi. Die zwei
Insassen des Kleinwagens wurden lebensbedrohlich verletzt und mussten freigeschnitten werden. Notärztin Lisa Federle und Feuerwehr-Kommandant Rüdiger Nädele (links) organisierten den Einsatz mit.Bilder: Klaus Franke

Die Stelle ist hinlänglich bekannt, wenn nicht gar berüchtigt: Hinter dem Dußlinger B 27-Tunnel verjüngt sich die Bundesstraße beim Umspannwerk Nehren auf insgesamt zwei Spuren. Nicht selten entsteht dort Stau, Autofahrer sind zum Bremsen gezwungen. Vor allem Ortsunkundige unterschätzen das manchmal. Allein in diesem Jahr gab es dort mehrere Unfälle, teilweise schwer – und gestern am frühen Abend war es wieder einmal soweit.

Gegen 18 Uhr näherte sich nach ersten Angaben der Polizei ein 53-jähriger BMW-Fahrer aus dem oberbayerischen Weilheim dem Ende der Autoschlange. Ob das schwere Oberklasse-Coupé auf trockener Fahrbahn zu schnell war, konnte gestern noch nicht gesagt werden. Vermutlich aber achtete der Fahrer nicht aufmerksam genug auf den langsam fahrenden Verkehr vor ihm: Der BMW krachte bisherigen Erkenntnissen zufolge auf einen mit zwei Personen besetzten Dacia Sandero aus dem Zollernalbkreis – und warf das kleinere Auto auf einen davor fahrenden Audi-Kombi.

Der Dacia wurde auf diese Weise von hinten und von vorne eingedrückt und teils aufgerissen. Die zwei Insassen – eine 27-Jährige und ein 34-Jähriger aus dem Zollernalbkreis – waren eingeklemmt und, obwohl die Airbags ausgelöst hatten, lebensbedrohlich verletzt. Zudem war der Kleinwagen stark beladen mit frisch gekauften Ikea-Möbeln. Nehrens Feuerwehrkommandant Rüdiger Nädele, der die Sicherungs-Arbeiten leitete, sollte später darauf hinweisen, bei solcher Ladung besonders aufzupassen.

Ob die schweren Einkäufe, als sie nach vorne krachten, zu Verletzungen beigetragen haben, war gestern nicht zu klären. Schon kurz nach dem Notruf war eine eigens herbeigerufene Mannschaft von Feuerwehrleuten aus Mössingen mit Spezialgerät vor Ort und schnitt die Dacia-Insassen frei. Inzwischen waren auch fünf Rettungswagen aus der Region vor Ort, begleitet von vier Notärzten. „Wenn Menschen eingeklemmt sind, muss man mit dem Schlimmsten rechnen“, erläutert Tübingens Leitende Notärztin Lisa Federle, die die Helfer koordinierte, das Großaufgebot. Tatsächlich waren vor allem der Mann und die Frau aus dem Dacia Notfälle, unter anderem erlitten sie Thorax-Verletzungen. Die Frau musste noch vor Ort künstlich beatmet werden. Beide kamen in eine Tübinger Klinik.

Auch der Fahrer des BMW musste schwer verletzt in die Klinik gefahren werden. Sein Auto hatte den Dacia auf den Audi-Kombi eines 52-Jährigen Dußlingers geschoben. Der blieb unverletzt – doch wurde wiederum sein Auto auf einen weiteren Audi geschoben, dessen 18- und 22-jährige Insassinnen leicht verletzt wurden. Noch vor den professionellen Rettungskräften konnten die Unfallbeteiligten von so genannten „Helfern vor Ort“ des Roten Kreuzes aus Nehren, Gomaringen und Dußlingen erstversorgt werden.

Links der schwere BMW, dessen Fahrer den Unfall mutmaßlich verursacht hat. Rechts der völlig zerstörte Dacia. Das Dach hatten Feuerwehrleute mit schwerem Gerät entfernt, um die Insassen zu befreien.

Links der schwere BMW, dessen Fahrer den Unfall mutmaßlich verursacht hat. Rechts der völlig zerstörte Dacia. Das Dach hatten Feuerwehrleute mit schwerem Gerät entfernt, um die Insassen zu befreien.