TV-Serie „Aktenzeichen XY“

Automaten-Sprengung in Sindelfingen – war dieselbe Bande in Hailfingen tätig?

In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... Ungelöst“ wurde am Mittwochabend eine Geldautomaten-Sprengung im Sindelfinger Breuningerland thematisiert. Schlug die niederländische Bande auch in Hailfingen zu?

19.01.2023

Von itz

Der gesprengte Geldautomat in Hailfingen war komplett zerstört. Archivbild: Markus Ulmer

Der gesprengte Geldautomat in Hailfingen war komplett zerstört. Archivbild: Markus Ulmer

Die Überwachungskameras im Sindelfinger Einkaufszentrum haben alles aufgezeichnet: Vier Täter verschaffen sich in der Nacht zum 29. Oktober 2021 Zugang zu zwei Bankautomaten der Kreissparkasse, sprengen diese in die Luft und können mit einer Beute von rund 300.000 Euro entkommen. Am Mittwochabend flimmerten diese Bilder über die deutschen TV-Bildschirme.

Und speziell in Hailfingen dürften sie mit Interesse verfolgt worden sein: Am frühen Morgen des 5. Januar wurde dort der Außen-Automat der Volksbank gesprengt (wir berichteten). Die Täter, die mutmaßlich zu dritt unterwegs waren, entkamen unerkannt. Ähnlich wie in Sindelfingen hinterließen die Unbekannten Spuren der Verwüstung.

Bei „Aktenzeichen XY“ ist von einer Bande aus Utrecht in den Niederlanden die Rede, die bis zu 300 Personen rekrutiert haben und auch für die Sindelfinger Sprengung verantwortlich sein soll. Waren sie auch in Hailfingen tätig? „Das prüfen wir“, sagte ein Sprecher der zuständigen Reutlinger Polizei am Donnerstag. Beispielsweise würden DNA-Spuren verglichen. Aber: „Momentan können wir noch nichts dazu sagen“, sagte der Polizeisprecher.

Tatorte entlang der Autobahnen

Auffällig ist, dass die Täter gerne in Autobahnnähe zuschlagen – wie eben entlang der A 81 in Hailfingen, Ende Dezember in Empfingen oder im Herbst 2021 in Sindelfingen. In der ZDF-Sendung kam Sandra Glauer von der Kriminalpolizei Böblingen zu Wort. Sie beschreibt das Vorgehen der Täter stets als „hochprofessionell“. Da, sagte Glauer, „sitzt jeder Handgriff“.

Ähnlich beschrieb die Reutlinger Polizei den Tathergang in Hailfingen, wo allerdings ein zweiter Sprengsatz nicht detonierte, weil die Täter möglicherweise von einem Anwohner überrascht worden waren. Dabei sprengten die Täter den Volksbank-Automaten, obwohl unmittelbar darüber Menschen wohnen. Das passt zu dem, was Glauer sagte: „Die Täter nehmen ein sehr großes Risiko für Außenstehende in Kauf.“

In Hailfingen nahmen die Täter gar nicht alles mit. Sie wurden überrascht von einem Anwohner. Archivbild: Markus Ulmer

In Hailfingen nahmen die Täter gar nicht alles mit. Sie wurden überrascht von einem Anwohner. Archivbild: Markus Ulmer

Wie das ZDF berichtete, tragen die Täter in ihren Autos, die zumeist mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs sind, Sturmmasken, sobald sie die Grenze zu Deutschland passieren – sie wurden bereits geblitzt. Oft verstecken sie sich demnach schon vorher an den Tatorten, erkunden Scheunen aus und suchen sich einen Unterschlupf. Wer so etwas beobachtet: „Kennzeichen merken und die Polizei verständigen“, sagte Glauer.

Moderator Rudi Cerne wollte schließlich wissen, weshalb die Unbekannten überhaupt in Deutschland aktiv sind? In den Niederlanden gebe es wesentlich weniger Geldautomaten, sie seien nachts abgeschaltet und deutlich besser gesichert, antwortete Glauer. Und außerdem: „Die Täter wissen auch, dass sich in Geldautomaten hier teilweise mehrere 100.000 Euro befinden.“

Wie viel Geld die Unbekannten in Hailfingen erbeutet haben, lässt die Reutlinger Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen weiterhin offen. „Das ist Täterwissen“, sagte der Sprecher. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Verwunderlich ist das nicht: Alleine in Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr 34 Geldautomaten gesprengt, wie das Landeskriminalamt auf Anfrage der „Südwest Presse“ mitteilte. 2015 waren es noch zwei. Inzwischen verwenden die Unbekannten vermehrt Sprengstoff statt Gas. Teils wurden dabei Täter gefasst – nicht jedoch jene aus den Niederlanden.

Info: Hinweise zur Tat in Hailfingen nehmen das Kriminalkommissariat Tübingen (07071/9728660) sowie das Revier in Rottenburg entgegen (07472/98010). Für den Fall in Sindelfingen ist die Kripo Böblingen (0800/1100225) zuständig.

Sendung im Re-Live

Wer die Sendung „Aktenzeichen XY... Ungelöst“ verpasst hat, kann sie in der ZDF-Mediathek nachschauen. Die Passage zum gesprengten Sindelfinger Geldautomaten sowie dem Vorgehen der niederländischen Bande beginnt ab Minute 44. In der Sendung wird auch ein sogenannter „Cold Case“ aus dem Jahr 1997 in Tuttlingen thematisiert.

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Erstellt:
19.01.2023, 14:49 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 19.01.2023, 14:49 Uhr

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