Sigmar Gabriel: Ganz der Außenpolitiker

Außenminister Gabriel beim Neujahrsempfang in Dettenhausen · Vor der Halle gab’s Protest

Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Südeuropa, eine stärkere Zusammenarbeit bei Finanzen, Digitalisierung, Verteidigung: Sigmar Gabriel ist vor allem mit den europapolitischen Sondierungsergebnissen zufrieden. „Ich würde schon wegen des Europa-Teils in die Koalitionsverhandlungen gehen“, sagt der laut ARD-„Deutschlandtrend“ beliebteste deutsche Politiker.

25.01.2018

Von Volker Rekittke

Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang Dettenhausen

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Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Nebe...
Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Neben ihm steht der Dettenhäuser SPD-Vorsitzende Thomas Wheeler-Schilling. Bild: Kirschner

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Vor der Schönbuchhalle demonstrierte ein halbes Dutzend Rüstungsexport-Gegner vo...
Vor der Schönbuchhalle demonstrierte ein halbes Dutzend Rüstungsexport-Gegner vom Tübinger Bündnis für Demokratie in der Türkei. Bild: Kirschner

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Unter ihnen die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid und die Tübin...
Unter ihnen die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid und die Tübinger Linken-Stadträtin Gerlinde Strasdeit. Bild: Kirschner

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Der geschäftsführende Außenminister diskutierte mit den Demonstranten. Bild: Met...
Der geschäftsführende Außenminister diskutierte mit den Demonstranten. Bild: Metz

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Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner
Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner

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Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner
Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner

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Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Bild...
Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Bild: Metz

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Sigmar Gabriel mit Martin Rosemann (rechts) und dem Dettenhäuser SPD-Vorsitzende...
Sigmar Gabriel mit Martin Rosemann (rechts) und dem Dettenhäuser SPD-Vorsitzenden Thomas Wheeler-Schilling (links) beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Bild: Kirschner

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Der geschäftsführende Außenminister, den der Tübinger SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann in den Wahlkreis geholt hat, gibt sich am Dienstag beim SPD-Neujahrsempfang in Dettenhausen ganz staatsmännisch. „Die großen Herausforderungen werden von außen kommen, die See wird rauer werden.“ Über 500 Genoss(inn)en und Interessierte füllen die Schönbuchhalle, darunter etliche Kommunalpolitiker, IHK-Präsident Christian Erbe und Bürgermeister Thomas Engesser, der eine kurze Rede hält.

Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang Dettenhausen

Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Nebe...
Vor der Schönbuchhalle demonstrierte ein halbes Dutzend Rüstungsexport-Gegner vo...
Unter ihnen die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid und die Tübin...
Der geschäftsführende Außenminister diskutierte mit den Demonstranten. Bild: Met...
Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner
Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner
Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Bild...
Sigmar Gabriel mit Martin Rosemann (rechts) und dem Dettenhäuser SPD-Vorsitzende...
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Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Nebe...
Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Neben ihm steht der Dettenhäuser SPD-Vorsitzende Thomas Wheeler-Schilling. Bild: Kirschner

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Vor der Schönbuchhalle demonstrierte ein halbes Dutzend Rüstungsexport-Gegner vo...
Vor der Schönbuchhalle demonstrierte ein halbes Dutzend Rüstungsexport-Gegner vom Tübinger Bündnis für Demokratie in der Türkei. Bild: Kirschner

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Unter ihnen die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid und die Tübin...
Unter ihnen die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid und die Tübinger Linken-Stadträtin Gerlinde Strasdeit. Bild: Kirschner

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Der geschäftsführende Außenminister diskutierte mit den Demonstranten. Bild: Met...
Der geschäftsführende Außenminister diskutierte mit den Demonstranten. Bild: Metz

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Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner
Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner

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Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner
Sigmar Gabriel nahm sich viel Zeit für die Leute vor der Halle. Bild: Kirschner

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Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Bild...
Sigmar Gabriel beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Bild: Metz

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Sigmar Gabriel mit Martin Rosemann (rechts) und dem Dettenhäuser SPD-Vorsitzende...
Sigmar Gabriel mit Martin Rosemann (rechts) und dem Dettenhäuser SPD-Vorsitzenden Thomas Wheeler-Schilling (links) beim Neujahrsempfang der Tübinger Kreis-SPD in Dettenhausen. Bild: Kirschner

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Gabriel spricht ohne Manuskript, locker, ruhig. Er witzelt los, als zum zweiten Mal das Handy des Genossen in Reihe eins losdudelt: „Wenigstens den, der da anruft, müssen Sie überzeugen, SPD zu wählen.“ Gelächter im Saal. Außenpolitiker Gabriel steht am Dienstagabend mehr oder weniger über den Niederungen der innenpolitischen Konflikte. Denn die Lage im Land sei gut: „Wir sind heute für viele Menschen auf der Welt das, was die USA lange Zeit waren – ein Sehnsuchtsort.“

Groko-Streit um befristete Jobs, Bürgerversicherung, Flüchtlingspolitik – darüber redet Gabriel, wenn überhaupt, nur am Rande. Er erwähnt kurz Renten, Löhne, Kitas, sagt unter Applaus: „Ich weiß, wie lange die Pflege schon darum ringt, eine Mindestausstattung an Personal zu bekommen.“ Doch die wirklich wichtigen Themen, daraus macht Gabriel keinen Hehl, liegen da draußen, in Europa vor allem, bei den globalen Herausforderungen.

„Es gibt kein Vakuum in der internationalen Politik. Wenn jemand den Raum verlässt, kommt ein anderer rein.“ China vor allem, „das derzeit einzige Land auf der Welt mit einer geopolitischen Strategie“. Soll Deutschland bei all dem nur zusehen, sich weiter auf die USA und andere Verbündete verlassen? „Oder müssen wir rein in die Welt?“ Gabriel beantwortet die selbstgestellte Frage mit Ja. Dabei „kann man sich schuldig machen, wenn man Waffen liefert, und man kann sich schuldig machen, wenn man sie nicht liefert“. Denn: „In einer Welt von Fleischfressern haben’s Vegetarier schwer.“

Der alte und vielleicht auch neue Außenminister erläutert das am Beispiel der Waffenlieferungen für die kurdischen Peschmerga im Nordirak, die unter anderem mit „Milan“-Panzerabwehrraketen aus Bundeswehrbeständen gegen den IS kämpfen. Sie hätten, so Gabriel, mit diesen Waffen auch den von den Islamisten grausam verfolgten Jesiden geholfen. Was er in Dettenhausen nicht sagt: Die Peschmerga hatten sich 2014 vor dem IS zurückgezogen. Zehntausende von Jesiden wurden seinerzeit von nordsyrisch-kurdischen YPG-Einheiten gerettet.

Eben jene kurdischen Milizen bombardiert und beschießt derzeit die türkische Armee in Nordsyrien, auch mit deutschen Leopard-Panzern, wie Friedensaktivisten mit einem Transparent vor der Schönbuchhalle kundtun. „Keine Rüstungsexporte in die Türkei“, fordern sie, als der Ex-Wirtschaftsminister mit Sicherheitstross und regionaler SPD-Prominenz an ihnen vorbeigeht. Gabriel, der vom SPD-Neujahrsempfang in Hechingen kommt und gleich nach seiner Rede in Dettenhausen weiter nach Stuttgart muss, nimmt sich immerhin zehn Minuten Zeit, um mit ihnen zu diskutieren.

Und die Innenpolitik? Verdi-Landesgeschäftsführer Martin Gross sagt dem TAGBLATT nach der Gabriel-Rede, dass die schwarz-roten Sondierungsergebnisse aus Arbeitnehmersicht besser sind, als Jamaika es je hätte werden können. Zugleich kann er das Groko-Unbehagen mancher Genossen verstehen. „Eine Mitgliederbefragung bei der SPD und selbst bei der CDU würde ergeben: Die sachgrundlose Befristung von Jobs muss weg“, ist sich der Gewerkschafter sicher: „Da muss auf jeden Fall noch was passieren.“

Eine Meinung, die der Abgeordnete Rosemann und die Kreisvorsitzende Dorothea Kliche-Behnke teilen: „Wir brauchen Nachverhandlungen – das Thema betrifft meine Generation, meine Freundinnen und Freunde.“ Für Kliche-Behnke ist klar: „Die Erneuerung der SPD muss kommen – egal, ob in der Regierung oder Opposition.“

Wie kam Gabriel denn beim Publikum rüber – als Politiker und Mensch? „Ziemlich authentisch und verständlich“, sagt hinterher eine Zuhörerin: „Mit dem würde ich auch ein Bier trinken gehen.“

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Erstellt:
25.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 25.01.2018, 01:00 Uhr

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