VfB Stuttgart kämpft auch den HSV nieder und genießt die Trendwende

Ausrutscher nur beim Jubeln

Sieben Punkte Abstand zu einem direkten Abstiegsplatz und eine "Wahnsinnsmentalität" (Trainer Kramny): Drei Siege in Serie machen den VfB Stuttgart zur Mannschaft der Stunde in der Bundesliga.

01.02.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Sturm der Begeisterung nach dem 2:1-Siegtreffer durch den ukrainischen Neuzugang Artem Kravets: VfB-Spielmacher Daniel Didavi stürzte heran und brachte seinen Trainer Jürgen Kramny zu Fall. Dessen Jeans litt am meisten. Foto: Imago

Sturm der Begeisterung nach dem 2:1-Siegtreffer durch den ukrainischen Neuzugang Artem Kravets: VfB-Spielmacher Daniel Didavi stürzte heran und brachte seinen Trainer Jürgen Kramny zu Fall. Dessen Jeans litt am meisten. Foto: Imago

Stuttgart. Dieser große Fußball-Kampfabend in der Stuttgarter Arena hat selbst Jürgen Kramnys Jeans mächtig mitgenommen. Nach dem 2:1-Siegtreffer gegen den Hamburger SV, Co-Produktion der kurz vorher eingewechselten Alexandru Maxim (Flanke) und Artem Kravets (Sprung-Kopfball) in der 88. Minute, riss VfB-Spielmacher Daniel Didavi seinen Trainer auf klatschnassem Rasen wild jubelnd um.

Verletzt hat sich dabei zum Glück niemand. "Wenn man so feiert und mal ausrutscht, das passt schon", kommentierte Rechtsverteidiger Kevin Großkreutz nach seiner Heimspiel-Premiere die Szene schmunzelnd. Den Führungstreffer hatte Didavi selbst erzielt (66.) - offiziell ein Eigentor Aaron Hunts, der nach dem Kopfball noch abfälschte.

Trotz aller Begeisterung, drei Siegen nacheinander, elf Punkten aus den letzten fünf Partien und sieben Zählern Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz waren einige Probleme nicht zu übersehen: Aus 24 dicken Chancen resultierten lediglich zwei Tore. Und als Artjoms Rudnevs zwei Minuten nach seiner Einwechslung spektakulär per Flugkopfball das 1:1 für die kontergefährlichen Hamburger gelang (75.), kratzten kurz Zweifel am stark gewachsenen Selbstvertrauen. Um ein Haar hätte Ivo Ilicevic in dieser Phase altbekannter Unsicherheiten die Elf von Ex-VfB-Trainer Bruno Labbadia in Führung geschossen. Doch der seit Wochen tadellose Przemyslaw Tyton wehrte ab (80.).

"Wir haben den Sieg verdient, keine Frage", fasste Kramny nach seinem ersten Heimspiel als echter Cheftrainer diesen aufregenden Abend zusammen. "Aber wir hätten es uns bei der Vielzahl von Möglichkeiten einfacher machen können."

Hinter Augsburg, dem kommenden Gegner Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98 bleibt der VfB Stuttgart trotz der ebenfalls 21 Punkte auf dem 15. Tabellenplatz. Kramny nutzte diese Tatsache geschickt für ein Appell: "Jetzt heißt es dranbleiben, ja nicht nachlässig werden. Wir müssen uns befreien aus der Abstiegsregion."

Die Neuzugänge Kravets, der im zweiten Pflichtspiel sein erstes Tor schoss, und Großkreutz helfen VfB hinten und vorne ganz offensichtlich weiter. Bis zum Transferschluss heute soll noch ein weiterer Verteidiger präsentiert werden (siehe Info-Box), um die mit 39 Gegentoren weiterhin schlechteste Abwehr der Liga noch mehr zu stabilisieren. "Wenn wir Qualität holen können, dann kann uns das immer weiterbringen", sagte Kapitän Christian Gentner im Brustton der Überzeugung.

Enorm beflügelt wird der neue Stuttgarter Kampfgeist außerdem vom Publikum, das ununterbrochen gegen Sturmwind und Dauerregen, eine Art "Hamburger Wetter" im eigenen Stadion, anschrie und von Trainer Kramny dafür mit einem Extra-Lob bedacht wurde.

Auch wenn sich der VfB noch lange nicht sicher sein kann, die Vorzeichen zu Beginn des Fußball-Jahrs 2016 sind gut. Kramny spürt: "Wir haben eine Wahnsinnsmentalität entwickelt. Damit können wir jeden Gegner schlagen." Am Samstag in Frankfurt sollte sich also ein weiterer ehemaliger Stuttgarter Trainer warm anziehen: Armin Veh.

Jürgen Kramny musste sich erst einmal umziehen. "Das alles war Emotion pur. Meine Hose ist erledigt." Mit dem 44-Jährigen, dem der Sprung von der Bank des Amateur-Teams in die Bundesliga gelang, hat Veh eines gemeinsam: Der galt beim VfB in seinen Anfängen im Frühjahr 2006 als "Übergangslösung", der aktuelle Coach bis kurz vor Weihnachten als "Interimstrainer". Veh hat die Stuttgarter 2007 zur Meisterschaft geführt. Im Fall Kramny wären alle schon glücklich, wenn das Dauer-Thema Abstiegsgefahr vielleicht bald keines mehr ist.

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Erstellt:
01.02.2016, 08:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 01.02.2016, 08:30 Uhr

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