Sportgerichtshof bestätigt Sperre für Uefa-Boss Michel Platini

Auslosung ohne Gastgeber

Der Einspruch von Uefa-Chef Michel Platini gegen seine Sperre wurde abgewiesen. Die Sportrichter sehen keinen Schaden für den Franzosen durch den Fifa-Bann. Vor Weihnachten fällt das endgültige Urteil.

12.12.2015

Von DPA

Uefa-Präsident Michel Platini bleibt gesperrt und wird die heutige Auslosung für die EM 2016 in Frankreich nur am Rande verfolgen dürfen. Foto: dpa

Uefa-Präsident Michel Platini bleibt gesperrt und wird die heutige Auslosung für die EM 2016 in Frankreich nur am Rande verfolgen dürfen. Foto: dpa

Lausanne/Paris. Die höchsten Sportrichter haben einem sensationellen Comeback von Michel Platini beim Auslosungs-Heimspiel in Paris einen Riegel vorgeschoben. Nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs Cas bleibt der Uefa-Präsident wegen der Anschuldigungen im Fifa-Korruptionsskandal suspendiert und kann somit nicht wie von ihm noch bis gestern erhofft an der heutigen EM-Loszeremonie teilnehmen. Auch die Fortführung der Fifa-Präsidentschaftskandidatur liegt weiter auf Eis.

Die Sportrichter in Lausanne wiesen den Einspruch Platinis gegen die 90-Tage-Sperre durch die Fifa-Ethikkommission ab. Die Sanktion führe "zu diesem Zeitpunkt nicht zu irreparablem Schaden für Michel Platini", hieß es in der Urteilsbegründung der drei Cas-Richter, zu denen auch der deutsche Professor Ulrich Haas gehörte.

In der Sache selbst urteilten die Juristen nicht. Ob Platini durch die Annahme der umstrittenen Zwei-Millionen-Franken-Zahlung von Fifa-Chef Joseph Blatter im Jahr 2011 gegen die Ethikregeln des Fußball-Weltverbandes verstoßen oder sich gar der Korruption schuldig gemacht hat, war für den Cas nicht die Fragestellung. Dies wird die rechtsprechende Kammer der Fifa-Ethikkommission um ihren deutschen Chef Hans-Joachim Eckert entscheiden - vermutlich am 21. Dezember.

Zuvor steht für Platini am 18. Dezember noch eine Anhörung vor dem Gremium an. Einen Tag vorher wird der ebenfalls suspendierte Blatter vor den Ethikhütern aussagen müssen. Der Schweizer hatte im Gegensatz zu Platini auf einen Einspruch gegen die provisorische Sperre beim Cas verzichtet und ist somit ebenso unverändert suspendiert.

Wenige Stunden nach dem CAS-Urteil erneuerte die Uefa ihre Forderung nach einem schnellen und fairen Prozess für ihren Präsidenten. Eine inhaltliche Unterstützung für Platini in der Korruptionsaffäre wurde von dem Exekutivkomitee aber vermieden. Die Solidaritätsadresse war sehr formal: "Das Exko hat die Entscheidung des Cas zur Kenntnis genommen und betont erneut, dass Michel Platini ein Recht auf ein schnelles Verfahren zusteht und er die Möglichkeit haben muss, seinen Namen reinzuwaschen."

Zugleich setzten die Funktionäre zwei Termine für Kongresse fest. Am Vortag des außerordentlichen Fifa-Kongresses werden sich die 54 Uefa-Mitglieder zu einem außerplanmäßigen Meeting am 25. Februar in Zürich treffen. Der ordentliche Kongress in Budapest wurde vom 23. März auf den 3. Mai verschoben. Als Grund für die Ansetzungen wurden formale Kriterien genannt, nicht aber Vorbereitungen auf eine eventuell nötige eigene Präsidentschaftswahl. "Wir sind bereit, eine schwierige Situation wie diese zu meistern. Die Arbeitsabläufe funktionieren. Wir sind eine starke, handlungsfähige Organisation", sagte Generalsekretär Gianni Infantino. Die Fifa teilte mit, man stelle mit der Entscheidung fest, "dass das Cas das Verfahren der unabhängigen Ethikkommission anerkannt hat".

Einen letztlich unerheblichen Teilerfolg erzielte Platini dennoch. Den Fifa-Ethikhütern wurde untersagt, die bis zum 5. Januar laufende Sperre gegen Platini zu verlängern, da dann ein Schaden für den 60-Jährigen eintrete. Er könnte wegen Fristversäumnis nicht wie erhofft zur Fifa-Präsidentschaftswahl am 26. Februar zugelassen werden. Dies ist aber ohnehin hinfällig, da zuvor das endgültige Urteil ansteht. Wird Platini dann gesperrt, ist der nächste Gang des einstigen Weltklasse-Fußballers vor den Cas garantiert.

Die Fifa-Ethikkommission hatte Platini am 7. Oktober für drei Monate für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt. Hintergrund ist die dubiose Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken im Jahr 2011 durch Blatter. Das Funktionärs-Duo behauptet steif und fest, es habe sich bei der ominösen Überweisung um eine Begleichung ausstehender Honorare für Platini als Fifa-Berater aus den Jahren 1998 bis 2002 gehandelt.

Die ermittelnde Kammer des Fifa-Ethikkomitees hat Strafen gefordert. Die Länge hängt von der Einschätzung der Richter ab. Sehen sie in der Zahlung eine Bestechung, müssten Blatter und Platini lebenslang ausgeschlossen werden. Kurz nach der Überweisung hatte sich der Franzose als Chef des Europa-Blocks für eine Wiederwahl Blatters ausgesprochen.