Pandemie

Auslaufmodell Maske?

Die Debatte um den Sinn der Mund-Nase-Bedeckung läuft. Wo sie uns erhalten bleibt und wo nicht.

15.06.2021

Von HAJO ZENKER

Rückzug der Maske im Freien: In Innenräumen jedoch dürfte die Maskenpflicht noch länger bestehen. Foto: Norbert Neetz/epd

Rückzug der Maske im Freien: In Innenräumen jedoch dürfte die Maskenpflicht noch länger bestehen. Foto: Norbert Neetz/epd

Berlin. Soll die Maske wieder aus unserem Leben verschwinden? In der Politik tobt eine Debatte, Anhaltspunkte, wo der Schutz sinnvoll ist und wo nicht, gibt es durchaus.

Masken in Schulen Mecklenburg-Vorpommern hat die Maskenpflicht im Unterricht und auf dem Schulhof abgeschafft. Sachsen erlaubt das in Kreisen, in den die Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 liegt. Zumindest für Mecklenburg-Vorpommern, wo die Inzidenz unter 5 beträgt, hält das die Virologin Ulrike Protzer von der TU München für sinnvoll. Denn die Chance sei dort „sehr gering, dass ein infiziertes Kind in der Klasse ist“. Dagegen steigt für die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung die Gefahr, wenn man jetzt ohne Schutz und Abstand in voller Klassenstärke unterrichte, „dass die Zahl der Infektionsereignisse wieder ansteigt“. Auch Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger ruft zu „größtmöglicher Vorsicht“ auf. Und für den Virologen Martin Stürmer von der Universität Frankfurt/Main kommt der Wegfall der Maskenpflicht an den Schulen zu früh – auch weil es eine Signalwirkung für andere Aktivitäten in Innenräumen habe. Denn da sind sich die Experten weitgehend einig: Die Ansteckungsgefahr im Freien ist viel geringer als in Räumen.

Masken auf dem Parkplatz Der Infektiologe Jan Rupp vom Uniklinikum in Lübeck und der Kieler Virologe Helmut Fickenscher halten diese Regelung, die in Sachsen bereits aufgehoben wurde, für überflüssig, denn dort könne man „keine Überfüllungen“ erkennen. Anders sieht das etwa bei großen Sportveranstaltungen oder Demonstrationen aus, wo ausreichende Distanz schwer möglich ist und so Masken angezeigt sind. In den Supermärkten selbst aber, raten beide Wissenschaftler, solle man erst einmal bei der Maskenpflicht bleiben. So hatte auch Niedersachsen seinen Vorstoß, Masken in Geschäften abschaffen zu wollen, nach viel Kritik wieder kassiert. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach meint, erst wenn 70 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft seien, könne auf Masken in Innenräumen verzichtet werden. Auch für Peter Walger, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, ist die Maske „das beste Schutzmittel, das wir haben, bis die Herdenimmunität da ist“.

Masken für immer? Unterdessen mehren sich die Stimmen, die Masken in bestimmten Situationen oder Zeiten für empfehlenswert halten. Der Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin etwa hat da die Erkältungssaison im Auge. Denn wegen der Corona-Maskenpflicht sei die Grippesaison 20/21 nahezu komplett ausgefallen.