Film-Biografie
Luciano Pavarotti: Aus dem Familienalbum
Erinnerungen an Luciano Pavarotti: Hollywood-Regisseur Ron Howard hat eine Biografie des 2007 gestorbenen Superstars in die Kinos gebracht.
Keine zwei Jahre später war „Big P.“, war Luciano Pavarotti tot, gestorben am 6. September 2007 in seiner Heimatstadt Modena. Der Sohn eines Bäckers war nach Enrico Caruso, seinem Vorbild, der größte Tenor des 20. Jahrhunderts: die sonnigste, hellste Stimme, immer unverwechselbar Pavarotti. Ein Opernsänger, der zum Popstar avancierte: der gemeinsam mit Frank Sinatra „My Way“ intonierte, der mit Lady Diana befreundet war und mit U2 auf seinem Festival „Pavarotti and friends“ in Modena „Miss Sarajevo“ sang, um den Kindern des jugoslawischen Bürgerkriegs zu helfen. Pavarotti war ein Massenphänomen, spätestens als er mit den Kollegen Plácido Domingo und José Carreras 1990 in Rom, in den Caracalla-Thermen, aus Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft im Trio auftrat: „Die drei Tenöre“ waren geboren und wurden eine Weltmarke weit über die Klassik-Grenzen hinaus. Viele Millionen verkaufter Tonträger, Stadion-Touren.
Davon kann die Klassik-Branche nur noch träumen. Pavarotti, der Drei-Zentner-Tenor mit dem riesigen weißen Taschentuch, bleibt unerreicht. Auch Domingo, mittlerweile 78 und mit heftigen MeToo-Vorwürfen konfrontiert, konnte diese Popularität nicht erreichen.
Der mehr oder weniger heilige Luciano Pavarotti – man kann sich der Legende jetzt im Kino nähern. Hollywood-Regisseur Ron Howard hat eine filmische Biografie herausgebracht, gefüttert mit sehenswertem Archivmaterial und mehr als 50 Interviews. Adua Pavarotti und die drei Töchter aus erster Ehe kommen zu Wort, auch die 50-jährige Nicoletta Mantovani, die symphatisch auftritt wie ein Double von Meryl Streep.
Was dieser Film aber nicht ist: eine kritisch hintergründig das Leben und Wirken Pavarottis analysierende Dokumentation. Es ist ein Porträt, das eher die Klischees bestätigt: ein schönes Erinnerungsalbum. Die großen Verletzungen, die der Tenor, der offenbar ein herzlicher Familienmensch war und der seine drei Töchter vergötterte, dann doch seinen Liebsten antat, werden nur angedeutet. Hoch emotional vergeben sie ihm. Was aber sehr zu spüren ist: Pavarotti hatte großen Witz, nicht nur kindischen und schelmischen Humor, und er besaß Sendungsbewusstsein, Charisma und Charme – ein Persönlichkeitsmix, der ihn an jedes gewünschte Ziel führte.
Was man oft vergisst: Pavarotti sang nicht nur pathosvoll massenkompatibel, er war ein grandioser Tenor des Belcanto gewesen: in den besten Jahren mit schlanker, geschmeidiger Grandezza. Die neun hohen Cs in der Arie „Ah! Mes amis“ aus Gaetano Donizettis Oper „Die Regimentstochter“ kamen bei Pavarotti so sicher und strahlend wie ein Naturereignis. Auch da hätte Ron Howard mehr zeigen dürfen.
„Nessun dorma“ aber und auch der so herrlich gespielte Dreikampf der drei Tenöre 1990 in Rom bei „O sole mio“ schneidet Howard ungekürzt in die Biografie. Und das bleibt auch: die sonnigste Tenorstimme.