Kommentar zum abgesagten Luma-Tag

Aufregend, ganz ohne Ballermann-Party

Die große Neckar-Party blieb aus: Der Luma-Tag wurde am Donnerstag kurzfristig von den Veranstaltern abgesagt. Und das ziemlich versteckt auf der Pinnwand der Facebook-Veranstaltung, vom Privataccount einer Organisatorin aus.

20.08.2017

Von Kathrin Kammerer

Bunt ging’s auf dem Neckar in Tübingen zu beim flashmobartigen ersten Luma-Tag im Jahr 2016. Archivbild: Sommer

Bunt ging’s auf dem Neckar in Tübingen zu beim flashmobartigen ersten Luma-Tag im Jahr 2016. Archivbild: Sommer

Das schlechte Wetter wurde in einer Stellungnahme als Grund angegeben. Auf Facebook stieß das bei manch einem auf Unverständnis, waren doch Sonnenschein und 22 Grad angekündigt. Außerdem gaben die Organisatoren das finanzielle Risiko als Grund für die Absage an. Die Fixkosten seien so hoch gewesen, „dass die angepeilte Besucherzahl von 2000 bis 3000 Leuten auch wirklich hätte erreicht werden müssen, um überhaupt auf Null rauszukommen“.

3000 Feierwütige, die zu lauter Partymusik auf Lumas und mit einem Bier in der Hand im Neckar dümpeln. Praktischerweise in Fotoreichweite für die vielen verdutzten Touristen auf der Neckarbrücke, die sich doch eigentlich nur die gemütliche, schwäbische Kleinstadt anschauen wollten. Daneben Familien mit Kindern beim Sonntags-Spaziergang. Braucht Tübingen tatsächlich solche Partys, um hip und jugendfreundlich zu sein?

„Manche Dinge lassen sich fast nicht verbieten“, erklärt die städtische Pressesprecherin Sabine Schmincke auf TAGBLATT-Nachfrage die Genehmigung der Stadt. Sie lässt den Zugzwang durchblicken, in dem die Verwaltung steckte: Auch ohne Genehmigung wäre das Risiko geblieben, dass sich wie im vergangenen Jahr trotzdem hunderte Tübinger auf dem Neckar versammeln. „Wenn die Veranstaltung angemeldet ist, haben wir wenigstens die Chance, gewisse Regeln aufzustellen“, so Schmincke. Regeln wie die Verpflichtung einer Security-Firma, ein Konzept zur Müllentsorgung und Musik in erträglicher Lautstärke.

Regeln, die den Luma-Tag-Veranstaltern scheinbar nicht gefallen haben. Sie nennen auch die „aus städtischen Auflagen entstandenen Kompromisse“ als Grund für die kurzfristige Absage. „Die hätten das Wesen des Luma-Tags so sehr verfälscht, dass wir das nicht mehr mit unserem Gewissen vereinbaren konnten“.

Hätte der Luma-Tag stattgefunden, wären sicher einige Jugendliche und Studenten gekommen. Besonders in den sozialen Netzwerken klagen viele, dass die Stadt zu spießig ist, dass sie für junge Menschen nicht viel zu bieten hat.

Mich nervt das ewige „Tübingen ist langweilig und verschlafen“-Argument aber nur noch. Ich wohne seit fünf Jahren hier und war besonders in der Studentenzeit viele Abende in der Stadt unterwegs. Gelangweilt hab ich mich dabei nie. Natürlich freue auch ich mich über neue Clubs oder neue Bars, die frischen Wind ins Tübinger Nachtleben bringen. Eine Ballermann-Party vor der Neckarmauer, deren Charme aus möglichst wenig Regeln zu bestehen scheint, macht das Städtle aber nicht aufregender.

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Erstellt:
20.08.2017, 18:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 20.08.2017, 18:30 Uhr

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