Interview

Hannes Zacher: „Auf jeden Fall Umstellung“

Die Rückkehr aus dem Homeoffice ist eine große Umstellung, erwartet Hannes Zacher, Professor für Arbeitspsychologie an der Universität Leipzig.

29.06.2021

Von Dieter Keller

Arbeitspsychologe Hannes Zacher. Foto: Universität Leipzig/Swen Reichhold

Arbeitspsychologe Hannes Zacher. Foto: Universität Leipzig/Swen Reichhold

Die Homeoffice-Pflicht endet – ist das für Arbeitnehmer eine gute Nachricht?

Hannes Zacher: Ja und nein. Beim Homeoffice scheiden sich die Geister. Die einen werden es vermissen. Andere freuen sich darauf, wieder ins Büro zu gehen. Man muss es beiden Seiten recht machen. Wer gern im Homeoffice gearbeitet hat, für den wäre das Angebot gut, ein bis zwei Tage pro Woche flexibel zu Hause arbeiten zu können. Alle anderen sollten wieder im Büro zusammenkommen können.

Könnte mancher Probleme bekommen, wenn er wieder jeden Tag ins Büro muss?

Auf jeden Fall ist es eine Umstellung. Genauso, wie wir Routinen für die Arbeit im Homeoffice etabliert haben, müssen wir auch welche entwickeln, wieder im Büro zu arbeiten. Viele hat entlastet, dass lange Pendelwege weggefallen sind. Die entstehen jetzt wieder. Die Zusammenarbeit im Büro ist unter Pandemiebedingungen nicht immer einfach. Man muss sich erst wieder daran gewöhnen, in Präsenz mit dem Chef und den Kollegen zusammenzuarbeiten. Unsere Studien zeigen, dass während der Pandemie die Erschöpfung durch Arbeit abgenommen hat. Durch die Rückkehr ins Büro können mehr soziale Stressfaktoren in unser Leben kommen.

Ist da auch der Arbeitgeber gefordert oder nur der Arbeitnehmer?

Beide. Die Arbeitnehmer müssen möglichst gelassen bleiben und sich auf die neue Situation einstellen. Aber auch die Arbeitgeber sind in der Pflicht. Vorgesetzte sollten Rückkehrgespräche führen und die Teams unterstützen, ihre Zusammenarbeit zu organisieren. Generell sollten die Arbeitgeber Verständnis aufbringen, dass es für viele Menschen nicht so leicht ist, auf einmal wieder in die Normalität zurückzukehren. Die letzten Monate waren doch sehr prägend.

Was bleibt vom Homeoffice?

Es war ein Realitätscheck, die mobile Arbeit so breit auszuprobieren. Vor der Pandemie war sie für viele ein Ideal. Jetzt haben alle die Vor- und Nachteile erlebt. Viele Vorgesetzte haben gesehen, dass die Mitarbeiter im Homeoffice nicht etwa faulenzen. Aber es kann auch ziemlich dröge sein, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen. Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmt. Manche haben sich regelrecht isoliert gefühlt.