Fußball-WFV-Pokal

Auf ins nächste Abenteuer

Der SV Nehren schlägt die TSG Young Boys Reutlingen mit 4:1 (2:1). Eine Verletzung überschattet das Spiel.

30.08.2017

Von Moritz Hagemann

Nehrens Torschützen jubeln: Philipp Reitter (links) und Raphael Nill (Mitte).Bild: Ulmer

Nehrens Torschützen jubeln: Philipp Reitter (links) und Raphael Nill (Mitte).Bild: Ulmer

Am Ende stehen zwei Erkenntnisse: Nehrens Pedro Keppler spielte erstmals wieder über 90 Minuten, braucht aber noch Zeit. „Es hat ihm aber gutgetan“, sagte Trainer Stefan Dieze. Und Nehrens „Abenteuer“, wie Dieze es nannte, geht weiter. Er hofft: „Jetzt wollen wir in der 4. Runde einen Kracher, das haben die Jungs verdient!“

Dass Nehren diese Chance bekommt, war zunächst zu bezweifeln. Fragend hob Dieze nach zwölf Minuten die Hände. „Philipp?“, rief er. Adressat war sein kickender Trainer-Kollege Philipp Reitter. Dieze wollte wissen, was genau Nehrens Abwehr beim 0:1 veranstaltet hatte. Reutlingens Ercan Acar hatte über links hinter die Abwehrkette gepasst, Götz Falk Gaiser legte quer, Panagiotis Nakos schob ein – die Young Boys führten. Und sie zogen ihre Angriffe immer nach diesem Muster auf: Bälle in die Tiefe, meist vom starken Acar, dann wurde es gefährlich. „Wir müssen in den ersten 20 Minuten zwei, drei Tore machen“, sagte Reutlingens Trainer Jörg Junger.

Dann machte aber Nehren vor 150 Zuschauern den Ausgleich – fast aus dem Nichts. Bei Reitters Freistoß aus halbrechter Position rechneten fast alle mit einer Flanke, der Spielertrainer zog direkt ab, der Ball war drin (25.). Und Young Boys-Keeper Erik Rapp muss sich fragen, ob er seine Mauer richtig gestellt hatte. „Mit diesem Tor war bei uns urplötzlich Ordnung drin“, sagte SVN-Coach Dieze. „Danach fand‘ ich uns spielbestimmend.“

Weil’s auch nur zwei Minuten dauerte, bis Nehren führte. Vorausgegangen war dem Steilpass auf Raphael Nill aber ein fragwürdiger Ballgewinn im Mittelfeld – auch ein Foulpfiff wäre da wohl vertretbar gewesen. Rechtsverteidiger Nill war’s egal, er schoss den Ball aus 16 Metern humorlos links unten rein (27.). Jungers Kommentar zu den beiden Gegentoren: „Da haben wir einfach zwei Mal gepennt.“

Trotz Verletzungsschock für die Reutlinger (siehe: „Ercan Acar schwer verletzt“) drängten sie nach Wiederanpfiff auf den Ausgleich. Der eingewechselte Dennis Hagan war frei vor SVN-Schlussmann Geiger (51.). Der Ball hoppelte, Hagan wählte die Risiko-Variante – in die Wolken! Sechs Minuten später verzog Ante Galic für die Young Boys aus spitzem Winkel.

Auf der anderen Seite die effektiven Nehrener: Ablage Pedro Keppler, Flanke Benjamin Schindler von rechts, Kopfball Jakob Braun – 3:1 (60.). Gepaart mit dem Acar-Aus sei dann die Moral runtergegangen, sagte Junger. Sein Team blieb bemüht, hatte durch Nakos (62.) wiederum eine dicke Chance, der aber aus kurzer Distanz an Geiger scheiterte.

Und als nach 76 Minuten Nehrens Marco Binder dem eingewechselten Dennis Murr per Freistoß butterweich auf den Kopf flankte, war die Partie mit dem 4:1 entschieden. „Verdient, aber zu hoch“, resümierte Junger. Wobei der SVN zum Schluss noch einige gute Kontergelegenheiten ungenutzt ließ.

SV Nehren:Geiger – Nill, Rammeiser, Reitter, Barth – Plangger – Schindler (80. Behnke), Braun (64. Murr), Laureti (70. Ulmer), Binder – Keppler.

Ercan Acar schwer verletzt

Kurz vor der Halbzeit kam Reutlingens Spielgestalter und Kapitän Ercan Acar nach einem Kopfballduell mit dem schuldlosen Philipp Reitter in einem Loch auf. Sein Knie knickte weg, die Kniescheibe sprang heraus, Acar schrie vor Schmerzen. „Er hat gesagt, dass er es auch fatzen hören hat“, befürchtet Young Boys-Trainer Jörg Junger eine schwere Knieverletzung.Der 31-Jährige sei sein „wichtigster Spieler“, sagte Junger. „Das ist viel schlimmer als unsere Niederlage.“ Noch auf der Trage fluchte der Verletzte: „Alles nur wegen so einem Scheiß-Pokalspiel…“ Dann ging’s ins Krankenhaus. Mitfühlen konnte Nehrens Trainer Stefan Dieze: „Es tut mir weh und einfach nur leid für ihn.“