Die Superheldinnen kommen!

Frauenwelten Das 18. Terre des femmes-Filmfestival rückt insbesondere die Themen weibliche Genitalverstümmelung, Schwangerschaftsabbruch und Mädchenrechte in den Fokus.

20.11.2018

Von Madeleine Wegner

Die kleine Jo wird dank ihrer Willenskraft und mit der Hilfe der Dorfbewohner zur Superheldin. Bild: Frauenwelten

Die kleine Jo wird dank ihrer Willenskraft und mit der Hilfe der Dorfbewohner zur Superheldin. Bild: Frauenwelten

Über 200 Millionen Frauen weltweit sind nach offiziellen Schätzungen von Genitalverstümmelung betroffen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Grund genug für das Tübinger Filmfestival Frauenwelten, dieses Tabuthema näher zu beleuchten. Vier Filme nähern sich dem Thema FGM (das ist die gängige englische Abkürzung für „female genital mutilation“), darunter „Cut: Exposing FGM worldwide“. Regisseur John Chua hat für seinen Dokumentarfilm jahrelang recherchiert und herausgefunden, dass Genitalverstümmelung auf allen bewohnten Kontinenten als traditionelles Phänomen verankert ist. Chua, der in Tübingen zu Gast sein wird, widerlegt damit den Mythos, dass es sich bei der weiblichen Genitalverstümmelung vor allem um ein muslimisches Phänomen afrikanischer Länder handelt.

Zu Gast wird ebenfalls Sister Fa sein, die als erste senegalesische Solo-Rapperin bekannt wurde. Die in Berlin lebende Künstlerin ist eine der Protagonistinnen des Dokumentarfilms „Little Stones“ und nicht zuletzt Botschafterin der Kampagne „End FGM“. In dieser Funktion wird sie am Donnerstag, 22. November, ab 17.30 Uhr im Foyer des Kino Museum eine Ausstellung zum Thema eröffnen und gemeinsam mit Terre des femmes-Geschäftsführerin Christa Stolle über mögliche Strategien zur Beendigung von FGM sprechen.

Selbstbestimmt entscheiden

Hoch aktuell ist auch der Kampf um das körperliche Selbstbestimmungsrecht von Frauen. In Deutschland hat die Verurteilung der Ärztin Kristina Hänel eine bundesweite Debatte über den Paragrafen 219a und damit um das Thema Schwangerschaftsabbruch ausgelöst. Sich selbst angezeigt hat die Gynäkologin Gabriele Halder. Gemeinsam mit der unabhängigen Expertin und WHO-Beraterin Stephanie Schlitt wird sie über den Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der Frauen diskutieren (Sonntag, 25. November, 18.30 Uhr, Club Voltaire). Welche Schwierigkeiten eine ungewollte Schwangerschaft in Argentinien mit sich bringen kann, erzählt der Spielfilm „Invisible“. Auf sich allein gestellt muss die 17-jährige Ely eine Entscheidung treffen – in einem Land, in dem Abtreibung illegal ist.

Ins Visier der Justiz gerät auch die Protagonistin in „A Letter to the President“. Die Polizeichefin rettet zunächst ein Mädchen vor der drohenden Steinigung, wird nach dem Tod ihres gewalttätigen Mannes jedoch selbst verurteilt. Regisseurin Roya Sadat und Drehbuchautor sowie Hauptdarsteller Aziz Dildar werden für mehrere Termine in Tübingen und Rottenburg zu Gast sein. Ihr Film entwirft ein komplexes Bild der aktuellen Situation von Frauen in Afghanistan. Einen dokumentarischen Blick auf die Situation in diesem Land wirft der Film „Facing the Dragon“, in dessen Mittelpunkt zwei Frauen und zwei unterschiedliche Entscheidungen stehen. Eine Politikerin, die im von den Taliban besetzten Gebiet für die Wiederwahl kandidiert, bleibt trotz der gefährlichen Situation im Land. Die Journalistin Shakila Ebrahimkhil, die wegen ihrer Berichterstattungen Morddrohungen verschiedener Milizen erhalten hat, lebt mittlerweile in Deutschland und berichtet für die Deutsche Welle über die Situation in ihrem Heimatland. Sie wird bei den Frauenwelten zu Gast sein.

Einen kleinen Geheimtipp hat Festivalleiterin Kathrin Frenz parat. Als wahre „Filmperle“ bezeichnet sie den Spielfilm „Supa Modo“ um ein kleines todkrankes Mädchen, das zu gern eine Superheldin wäre – und tatsächlich: Mit Hilfe der Dorfbewohner entwickelt sie ungeheure Superkräfte.

Das Festival-Programm vom 21. bis 28. November

Am Mittwochabend, 21. November, startet das 18. Filmfestival Frauenwelten mit einem Film über die junge Astrid Lindgren („Unga Astrid“) im Kino Museum. Bis zum 28. November gibt es dann eine Woche lang über 30 Spiel- und Dokumentarfilme aus (fast) der ganzen Welt. Sie werden im Kino Museum und im Rottenburger Waldhorn gezeigt. Einzelne Vorstellungen gibt es außerdem im Reutlinger Kamino und in Herrenberg sowie an verschiedenen Tübinger Schulen. Zum Festival werden 15 Gäste erwartet, darunter Filmemacherinnen, Akteurinnen und Expertinnen. Weitere Infos zum Programm gibt es auf der Internet-Seite www.frauenrechte.de/film.

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Erstellt:
20.11.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 20.11.2018, 01:00 Uhr

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