Weilheim

Ausgezeichnet: Auf den Schrecken folgt der Sieg

Die Weilheimerin Sophie Schaible ist die bundesweit beste Kauffrau für Marketingkommunikation. Sie lernte auch im Korbhaus des Vaters.

17.12.2018

Von Moritz Hagemann

Von Erik Schweitzer, dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK),bekommt Sophie Schaible in Berlin ihre Auszeichnung überreicht. Bild: DIHK/Jens Schicke

Von Erik Schweitzer, dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK),
bekommt Sophie Schaible in Berlin ihre Auszeichnung überreicht. Bild: DIHK / Jens Schicke

Fast wäre Sophie Schaible ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen. Einer, der verhindert hätte, dass sie Deutschlands beste Auszubildende zur Kauffrau für Marketingkommunikation hätte werden können. Sie hatte eine Anlage bei der Abschlussprüfung übersehen – und die Aufgabe mit der falschen Anlage berechnet. „Mir ist das fünf Minuten vor Schluss aufgefallen“, sagt sie heute – und schmunzelt. „Da ist mir damals kurz das Herz in die Hose gerutscht.“

Auf den letzten Drücker löste Schaible die Aufgabe aber doch noch. „So ein blöder Leichtsinnsfehler wäre auch so ärgerlich gewesen“, sagt sie. Das Prüfungsergebnis: 99 von 100 Punkten. „Wir konnten es kaum fassen“, sagt Nadja Armbruster, Personalmanagerin der Reutlinger Agentur „Stellwerk3“. Dort hatte Schaible ihre Ausbildung absolviert – und fühlte sich super integriert. Sie rotierte durch die Abteilungen, kümmerte sich mal um das Erstellen von Rechnungen, mal um die Online-Kampagnen oder den direkten Kundenkontakt. „Das war wirklich abwechslungsreich“, sagt sie.

Die 21-Jährige ist in Tübingen geboren und im Stadtteil Weilheim aufgewachsen, bis sich die Eltern trennten und sie mit acht Jahren zur Mutter nach Reutlingen zog. Als Tochter des in Kilchberg ansässigen Korbhändlers Hans Schaible war sie früh in die Geschäfte involviert. „Schon als kleines Kind hat sie geholfen, Waren auszupacken oder wurde auf Einkaufsfahrten und Auslieferungen mitgenommen“, berichtet der Vater. Für Sophie Schaible selbst war „der Korbladen immer Bestandteil meines Lebens“.

Der Vater nahm sie mit auf Reisen zu Korbmachern: Ende der 90er-Jahre nach Litauen, vor einigen Jahren nach Bosnien. Schon als 14-Jährige hat sie im Betrieb die monatlichen Buchungen erfasst und bei der Gestaltung der Verkaufsräume geholfen. „Ihr war das Kaufmännische und das Marketing praktisch in die Wiege gelegt“, so der Vater.

Parallel trug sie Zeitungen aus, jobbte im Landgasthof Waldheim in Rübgarten oder bei S-Mail. „Ihr Taschengeld hat sie immer selbst verdient“, betont Hans Schaible. Und ein Job als Korbflechterin? „Mein Vater wollte immer, dass ich mich dazu ausbilden lasse“, erzählt sie. Nicht uninteressant wäre diese Option gewesen, gesteht sie, „aber das Handwerkliche ist nicht so meins“. Deshalb suchte sie im Internet nach Stellen und wurde in Reutlingen bei der Agentur „Stellwerk3“ fündig.

Sophie Schaible ging in Rommelsbach auf das Grieshaber-Gymnasium, inzwischen studiert sie Wirtschaftsinformatik in Ulm. Das Studium habe viele Schnittstellen mit der Ausbildung. Und: „Ich wollte was machen, das mehr ins Technische geht.“ Mit Wirtschaftsinformatikern hatte sie schon Bekanntschaft gemacht – sie arbeiten in der Reutlinger Agentur als Software-Programmierer.

In Ulm, wo Schaible für dreieinhalb Jahre studiert, wohnt sie erstmals alleine, fernab der Eltern. Ein Problem sei das nicht gewesen – im Gegenteil: „Ich find’s eigentlich ganz angenehm“, sagt sie. Und Anschluss habe sie in Ulm auch schnell gefunden. Immer mal wieder am Wochenende kehrt sie dann zurück. Manchmal auch ins Herz der Tübinger Altstadt, an die Neckarmauer, ihren Lieblingsplatz in der Stadt.

Hobbys zerschlagen sich

Früher spielte Schaible noch Handball in Walddorfhäslach, zehn Jahre lang bekam sie Klavierunterricht. „Aber mit der Ausbildung hat sich das alles irgendwie ein bisschen zerschlagen“, sagt sie. Auf dem Klavier klimpere sie zwar ab und zu noch herum, hauptsächlich füllt sie ihre Freizeit aber durch Treffen mit Freundinnen und Freunden.

Was sie nach ihrer Ausbildung machen will, weiß Schaible noch nicht. Wohl aber, dass noch ein wichtiges Projekt bevorsteht. Sie will die Homepage des Korbhauses weitergestalten und einen Online-Shop aufbauen, „auch als Übung für mich“. Dabei geht sie nach einem Motto vor, das sie sich gesteckt hat: „Das Wichtigste im Leben ist, dass man Spaß an dem hat, was man macht.“

Baden-Württemberg bundesweit auf Platz 3

300 000 Prüfungsteilnehmer/innen aus ganz Deutschland waren im Rennen um die bundesbesten Auszubildenden in 205 Berufen im Bereich der Industrie- und Handelskammern. Baden-Württemberg stellt 24 Sieger/innen – nur Nordrhein-Westfalen (60) und Bayern (43) haben mehr. Anfang Dezember wurden die Bundesbesten im Berliner Maritim Hotel auch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmaier gewürdigt. 1000 Gäste waren dabei, Moderatorin Barbara Schöneberger führte durch den Abend. Erik Schweitzer, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, gab den Azubis mit auf den Weg, den „Rückenwind dieser Ehrung für den weiteren Lebensweg zu nutzen“.

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Erstellt:
17.12.2018, 19:07 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 17.12.2018, 19:07 Uhr

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