Tübingen · Studie

Auch die Flüsse sind bedroht

Drei Viertel aller Flüsse auf der Welt werden in ihrem Lauf zum Meer gestört, stellten Wissenschaftler fest.

10.05.2019

Von uja

Frei fließende Flüsse sind kostbar. Sie sorgen für Artenvielfalt, Fruchtbarkeit und Bewegung. Doch Flüsse dienen seit altersher auch dem Menschen, als Transportmedium, Wasser-, Narhungs- und Energielieferant. Und dafür werden sie reguliert, aufgestaut und in starre Bahnen gelenkt. Nur ein Viertel aller Flüsse weltweit kann noch ungehindert zum Meer fließen, ergab jetzt eine globale Studie, an der Tübinger Wissenschaftler maßgeblich mitwirkten.

Insgesamt 12 Millionen Flusskilometer untersuchten die Forscher und fanden dabei allein rund 2,8 Millionen Dämme, hinter denen Reservoire von mindestens tausend Quadratmetern Wasserfläche entstanden sind. „Das führt zur Fragmentierung des Flusslaufs und hat teilweise schwerwiegende Auswirkungen auf das ganze Flusssystem“, sagt die Tübinger Geowissenschaftlerin Prof. Christiane Zarfl, die an der Studie beteiligt ist. Durch die Weiterentwicklung der Infrastruktur für eine steigende Zahl von Menschen seien Flüsse und ihre Ökosysteme weltweit zunehmend bedroht. Frei fließen könnten Flüsse nur noch in abgelegenen Regionen wie der Arktis, dem Amazonasbecken und dem Kongobecken.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten für ihre, jetzt in „Nature“ erschienene Studie eine neue Methode, um den Zustand eines Flusses zu beurteilen. Zentrales Maß ist dabei die „Konnektivität“. Sie beschreibt, wie die Flüsse mit ihrer Umwelt, mit Überschwemmungsgebieten oder dem Grundwasser verbunden sind. Bewertet wurden in der Studie neben dem freien Wasserfluss auch die Bewegungsmöglichkeiten von Organismen und der Transport von Sedimenten, organischen Stoffen, Nährstoffen und Energie.