Tübingen/Reutlingen
Arbeitslosenquote steigt durch Fluchtmigration
Seit Juni betreuen die Jobcenter Geflüchtete aus der Ukraine. Für die meisten stehen zunächst Sprachkurse an.
Am 1. Juni erfolgte der Wechsel für Geflüchtete aus der Ukraine vom Asylbewerberleistungsgesetz in die Grundsicherung nach dem SGB II. Seitdem werden die Geflüchteten von den Jobcentern betreut, was zu der deutlichen Zunahme der Zahl der Arbeitslosen führt. Ohne diesen Effekt wäre die Arbeitslosenzahl laut Agentur für Arbeit im Juni leicht zurückgegangen. Im Land stieg die Arbeitslosenquote ebenfalls aus den genannten Gründen: Sie liegt bei 3,5 Prozent (Vormonat 3,2 Prozent).
Damit sind die Auswirkungen des Ukraine-Krieges erstmals in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar. Gunnar Schwab, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Reutlingen, ist jedoch zuversichtlich, dass die Jobcenter die momentanen Herausforderungen gut meistern werden. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Jobcentern sind auf die neuen Aufgaben gut vorbereitet“, so Schwab: „Wir bieten eine frühzeitige, umfassende und ausbildungsadäquate Beratung an, das ist unser Anspruch.“
Ellen Klaiber, Geschäftsführerin vom Jobcenter Landkreis Tübingen, prognostiziert für die nächsten Wochen einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahlen. „Durch den Übergang der Geflüchteten vom Asylbewerberleistungsgesetz in die Grundsicherung, der nun nach und nach vollzogen wird, werden wir auch in den nächsten Monaten noch einen spürbaren Zuwachs an Arbeitslosen in den Jobcentern haben.“ Der Zustrom an ukrainischen Geflüchteten lasse inzwischen aber wieder deutlich nach.
„Mit Blick auf den Ukraine-Effekt auf dem Arbeitsmarkt gilt es, die Chancen zu nutzen, die sich aus dem Rechtskreiswechsel und der Arbeitskräftenachfrage ergeben“, fordert Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. „Denn viele der Geflüchteten wollen arbeiten und ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.“