Kommentar über die politische Botschaft der Nationalelf in Baku

Appell in der Nachspielzeit

Der Schlusspfiff war längst verhallt, da machte Jens Grittner das, was er laut Visitenkarte am besten kann: sprechen.

28.03.2017

Von ARMIN GRASMUCK

„Sie haben gemerkt: Der Bundestrainer hat gerne alle Fragen beantwortet, damit sich wirklich jeder eine Meinung bilden kann“, sagte der Sprecher der Nationalmannschaft am Ende der Pressekonferenz nach dem Spiel in Baku, in der Joachim Löw ausführlichst Rede und Antwort gestanden hatte: „Es ist gut, wenn sich jeder eine Meinung bilden kann. Meinungs- und Pressefreiheit sind wichtig.“ Spät kam die Botschaft, am Sonntag um kurz nach 23 Uhr Ortszeit und drei Stunden, bevor der Tross des deutschen Fußballverbands den Rückflug nach Frankfurt antrat. Aber, ja: Die Worte kamen an.

In der Nachspielzeit gingen die Gäste also doch noch das Thema an, das sie offenbar beschäftigt hatte: dem Eintreten für Meinungsfreiheit in dem Land, das von Präsident Ilham Alijew autokratisch regiert wird.

In der „Rangliste der Pressefreiheit“ der Organisation Reporter ohne Grenzen rangiert Aserbaidschan auf Rang 160 von 180 untersuchten Staaten. Laut Amnesty International sind Drangsalierungen und Inhaftierungen von Menschenrechtsaktivisten und Journalisten an der Tagesordnung. Die Worte Grittners, die er auch im Auftrag von Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff formuliert hatte, waren auch im Hinblick auf die WM in Russland von besonderem Wert.