Prozess

Anklage fordert Lebenslang

Morgen könnte das Urteil gegen einen 29-Jährigen fallen, der eine Bombe neben dem BVB-Bus gezündet hat.

26.11.2018

Von LSW

Ein Beamter untersucht den BVB-Mannschaftsbus. Foto: Marcel Kusch/dpa

Ein Beamter untersucht den BVB-Mannschaftsbus. Foto: Marcel Kusch/dpa

Dortmund. Elf Monate hat das Dortmunder Schwurgericht gegen Sergej W. verhandelt. Die Richter haben Zeugen vernommen, Gutachten in Auftrag gegeben und immer wieder auch den Angeklagten Sergej W., einen 29-Jährigen aus Rottenburg (Kreis Tübingen), selbst zu Wort kommen lassen. Morgen wird nun das Urteil erwartet – gegen den Mann, der am 11. April 2017 drei Bomben neben dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund gezündet hat.

Mordversuch oder nicht? Die Plädoyers haben zuletzt noch einmal deutlich gemacht, wie unterschiedlich die Prozessbeteiligten die Tat bewerten. Der Angeklagte hatte frühzeitig zugegeben, dass er derjenige war, der die Bomben gebaut, in einer Hecke am Mannschaftshotel versteckt und bei der Abfahrt des Busses zum Spiel gegen AS Monaco zur Detonation gebracht hat.

Sergej W., der vor 29 Jahren in Russland geboren wurde, heute aber nur noch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, beteuert jedoch, dass er niemanden töten oder verletzen wollte. Es sei ihm allein darum gegangen, Angst und Schrecken zu verbreiten, sagte Verteidiger Carl Heydenreich in seinem Plädoyer. Sergej W. habe keinen Tötungsvorsatz gehabt und sei deshalb „nur“ wegen der Sprengstoffexplosion zu bestrafen. Alleiniges Ziel des Rottenburgers sei gewesen, den Kurs der BVB-Aktie zum Absturz zu bringen. W. hatte zuvor mit geliehenem Geld Optionsscheine erworben, mit denen er auf einen Kurssturz wettete.

Oberstaatsanwalt Carsten Dombert glaubt davon kein Wort. Immerhin habe Sergej W. jeden Sprengsatz mit 65 Stiften aus Metall bestückt. Die Schrapnelle wurden bei der Detonation durch die Luft geschleudert. Einer drang in den Mannschaftsbus ein und blieb in einer Kopfstütze stecken. Ein weiterer landete im Wohnzimmer eines benachbarten Hauses. „Die Bomben waren nicht zu kontrollieren“, sagte Dombert in seinem Schlussvortrag. Es komme nicht darauf an, dass bei der Tat zum Glück „nur“ der damalige BVB-Verteidiger Marc Bartra am Arm verletzt wurde und ein Motorradpolizist ein Knalltrauma erlitt. Der Bombenanschlag sei in jedem Fall ein versuchter Mord gewesen, der mit lebenslanger Haft zu bestrafen sei. dpa