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Angst vor dem Zahnarzt - was hilft Patienten mit Zahnarztphobie?

23.08.2021

Angst vor dem Zahnarzt - was hilft Patienten mit Zahnarztphobie?

So gut wie niemand freut sich auf einen bevorstehenden Zahnarztarztbesuch. Die meisten Menschen nehmen ihre Termine dennoch wahr. Für Angstpatienten löst jedoch bereits der Gedanke, eine Zahnarztpraxis betreten zu müssen, Beklemmungen aus. Bleibt man infolgedessen der Routinekontrolle mehrere Jahre fern, kann dies ernste gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen. Werden Erkrankungen wie Karies und Parodontitis nicht rechtzeitig behandelt, können sich die Bakterien im gesamten Körper ausbreiten. Dies kann zu entzündungsbedingten Schmerzzuständen (z. B. Rücken- und Nackenschmerzen), Lungenentzündungen und sogar zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen. Darüber hinaus beeinträchtigen kranke Zähne die gepflegte Optik, was soziale Isolation begünstigen kann.

Trotz des Wissens um die Notwendigkeit einer zahnärztlichen Behandlung ist die Angst meist so groß, dass phobische Patienten den entscheidenden Schritt nur mit professioneller Unterstützung schaffen.

Woher kommt eine Zahnarztphobie?

An dieser Stelle ist es nochmals wichtig, zwischen bloßem Unbehagen vor dem Zahnarztbesuch und einer echten Phobie zu differenzieren. Phobische Patienten sind nicht in der Lage, ihre Angst zu überwinden, auch wenn ihnen vom Verstand her bewusst ist, dass keine reelle Gefahr droht. Eine Zahnarztphobie, in der Fachsprache als Dentalphobie bezeichnet, resultiert zumeist aus (wiederholt) schlechten Erfahrungen. Negative Kindheitserfahrungen prägen sich laut wissenschaftlichen Untersuchungen besonders stark ins Gedächtnis ein. Wer als Kind also beim Zahnarzt eine schmerzhafte Behandlung erdulden musste, ist als Erwachsener für die Entwicklung einer Dentalphobie prädestiniert.

Info: Rund 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet unter einer behandlungsbedürftigen Dentalphobie. Frauen sind hierbei etwas häufiger betroffen als Männer.

Durch welche Symptome äußert sich eine Zahnarztphobie?

Wie jede Phobie löst auch die Dentalphobie heftige physische Reaktionen aus. Hierzu zählen:

•Schwindel

•Zittern

•Herzrasen

•Schweißausbrüche

•Blässe

•Brustenge / Atemnot

•Übelkeit und Erbrechen

Es können sowohl nur eines als auch mehrere der oben genannten Symptome auftreten. Treten alle Symptome zeitgleich auf, ist von einer Panikattacke auszugehen. Hierbei werden Betroffene von einer allumfassenden Angst überwältigt. Oftmals erleben die Patienten sich selbst, die Situation und ihre Umwelt plötzlich als unwirklich.

Info: Eine Panikattacke kann wenige Minuten bis hin zu mehreren Stunden andauern. Letzteres ist jedoch ein Extremfall. Die meisten Attacken sind nach spätestens einer halben Stunde vorüber.

Welche verschiedenen Formen der Dentalphobie gibt es?

Zahnarztphobie ist nicht gleich Zahnarztphobie. Jeder Mensch ist individuell, daher unterscheiden sich auch die konkreten Angstvorstellungen von Patient zu Patient. Unter dem Oberbegriff Dentalphobie werden alle Ängste zusammengefasst, die in irgendeiner Form die Zähne betreffen. Hier lässt sich wie folgt weiter spezifizieren:

Behandlungsangst: Der Betroffene fürchtet sich vor dem gesamten Untersuchungs- und Behandlungsprozedere.

Spritzenphobie: Der Betroffene fürchtet sich „nur“, wenn er eine Spritze bekommen soll.

Schmerzphobie: Der Betroffene verkrampft sich, weil er körperliche Schmerzen erwartet.

Geräuschphobie: Allein das Geräusch eines Bohrers kann Angstpatienten aus der Fassung bringen.

Erstickungsphobie: Das Aufhalten des Mundes während der Behandlung kann das Atmen erschweren, was bei Angstpatienten zur Erstickungsangst führt.

Angst vor Kontrollverlust: Betroffene fürchten das Gefühl, dem Zahnarzt während der Behandlung hilflos ausgeliefert zu sein.

Nichtduldung von Gegenständen im Mund: Der Gedanke, dass jemand Gegenstände in den Mund einführt, kann für Angstpatienten unerträglich sein.

Was hilft gegen eine Zahnarztphobie?

Wer unter einer Zahnarztphobie leidet, sollte sich in die Hände eines erfahrenen Therapeuten begeben. Sämtliche Versuche, die Angst in Eigenregie zu überwinden, sind bei einer ausgeprägten Phobie zum Scheitern verurteilt. Oftmals verschlimmert sich die Ausgangssituation durch das erlebte „Versagen“ zusätzlich. Ein Therapeut kann dabei helfen, die Ursachen hinter den Symptomen zu ergründen. Sobald der Angstpatient versteht, wovor er sich genau fürchtet, lässt sich die Angst gezielter bekämpfen.

Eine effektive Möglichkeit besteht darin, sich in angstauslösenden Situationen bewusst zu entspannen. Dies gelingt durch das Erlernen eines Entspannungstrainings wie beispielsweise progressive Muskelentspannung, Meditation oder autogenes Training. Bei allen Entspannungstechniken spielt die Atmung eine entscheidende Rolle. Kommen Angstgefühle auf, so kann der Patient diese mithilfe der richtigen Atemtechnik unter Kontrolle bringen. Das oftmals sehr quälende Gefühl des Kontrollverlustes wird auf diese Weise vermieden. Der Patient erlebt, dass er die Situation beherrscht.

Tipp: Bei leichter ausgeprägten Ängsten kann Ablenkung dabei helfen, den Zahnarztbesuch zu meistern. Das Hören der Lieblingsmusik oder das Anschauen eines erheiternden Videos unmittelbar vor der Behandlung versetzt den Patienten in eine positive Grundstimmung.

Die richtige Zahnarztpraxis

Da die Angst vorm Zahnarzt nicht selten aus schlechten Erfahrungen resultiert, ist es wichtig, dass Angstpatienten wieder Vertrauen gewinnen. Ein einfühlsamer und verständnisvoller Zahnarzt, der sämtliche Sorgen ernst nimmt, bildet hierfür den Grundstein. Am besten wendet man sich an eine Praxis, die sich speziell mit Angstpatienten beschäftigt. Alleine oder gemeinsam mit dem behandelnden Psychotherapeuten kann anschließend ein unverbindliches Kennenlernen stattfinden. Erst wenn der Patient sich bereit fühlt, werden erste Untersuchungen und schließlich die Behandlung vorgenommen. In der therapeutischen Praxis hat sich die 3-Termine-Methode etabliert:

Termin 1: Unverbindliches Kennenlernen. Der Zahnarzt gewinnt einen Eindruck über das Ausmaß der Phobie. Gegebenenfalls erfolgt eine erste Beurteilung der Zahnsituation.

Termin 2: Die Behandlung wird durchgeführt - auf Wunsch unter örtlicher Betäubung (sofern keine Spritzenphobie besteht) oder unter Vollnarkose.

Termin 3: Die Nachsorge wird wahrgenommen.

Behandlung unter Hypnose - ist das möglich?

Unter Hypnose soll sogar eine Wurzelbehandlung ohne Schmerzen möglich sein. Was im ersten Moment ein wenig seltsam klingt, hat sich in der Praxis tatsächlich bewährt. Im Rahmen der Hypnose wird der Angstpatient in einen leichten Trancezustand versetzt, was für maximale Entspannung sorgt. Das Behandlungsprozedere wird nicht mehr als bedrohlich wahrgenommen.

Info: Nicht alle Krankenkassen tragen die Kosten für eine Hypnosebehandlung. Hier sollte man sich im Vorfeld informieren.

Letzter Ausweg: Vollnarkose

Eine Vollnarkose stellt für den Körper eine große Belastung dar. Ist die Zahnsituation jedoch sehr kritisch und der Patient anderweitig nicht in der Lage, die zahnärztliche Behandlung wahrzunehmen, ist sie oftmals der letzte Ausweg. Im narkotisierten Zustand bekommt der Patient nichts von der Behandlung mit. Allerdings bleibt so auch der gewünschte Lerneffekt aus. Empfehlenswerter ist es, sich den Ängsten mit therapeutischer Hilfe zu stellen und zu erleben, dass der Zahnarztbesuch nicht mit Schmerzen und Unwohlsein verbunden sein muss. Die Vollnarkose bleibt demzufolge eine Notfalllösung.

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Erstellt:
23.08.2021, 12:37 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 09sec
zuletzt aktualisiert: 23.08.2021, 12:37 Uhr

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