Tübingen · Arabisches Filmfestival

Anderswo wären sie Könige

Der Spielfilm „The Gravedigger’s Wife“ holt mit Großstadt und Wüste den Schauplatz Dschibuti ins Kino.

09.10.2021

Von Dorothee Hermann

Guled (Omar Abdi) und Nasra (Yasmin Warsame) haben sich bei einem Fest eingeschmuggelt. Bild: Lasse Lecklin/Arabisches Filmfestival

Guled (Omar Abdi) und Nasra (Yasmin Warsame) haben sich bei einem Fest eingeschmuggelt. Bild: Lasse Lecklin/Arabisches Filmfestival

Vor dem Shukri Hospital am Rand von Dschibuti-Stadt warten die Totengräber mit ihren Schaufeln und rauchen. Der nächste Krankenwagen könnte eine Leiche bringen und damit endlich wieder Arbeit für sie. Einer von ihnen ist Guled (der finnisch-somalische Schauspieler Omar Abdi). Um wenigstens ein paar Münzen nach Hause zu bringen, hilft er einer SUV-Fahrerin, ihre Einkäufe vom Markt bis zum Auto zu tragen.

Mit seiner Frau Nasra (Yasmin Warsame) bewohnt Guled eine einfache Hütte, aber das Spiel von Licht und Schatten im Inneren gleicht dem auf einem alten Gemälde. Sie sind sehr glücklich miteinander. Als sie sich festlich ausstaffiert bei einem Fest einschmuggeln, wirken sie wie ein königliches Paar. Doch Nasra hat eine schwere Nierenkrankheit und müsste dringend operiert werden. Wie soll Guled je das Geld dafür auftreiben?

Der gemeinsame Teenie-Sohn Mahad (Kadar Abdoul-Aziz Ibrahim) führt mit ein paar anderen Jugendlichen sein eigenes Leben. Die Schule interessiert ihn nicht. Wie wird sich da erst die Notlage seiner Mutter auswirken?

In seinem bemerkenswerten Debüt schildert der finnisch-somalische Regisseur Khadar Ayderus Ahmed, wie sich durch die bedrohliche Krise alle verändern – bis hin zu einer Selbstaufopferung, die beinahe in Selbstzerstörung umschlägt.

Von der ersten Einstellung an beeindruckt die fantastische Kamera (Arttu Peltomaa) – erst recht als eine Art Roadmovie einsetzt, das durch eine wüstenähnliche Landschaft führt. Der Film erzählt vor allem über Bilder, Gesten und Blicke.

Wieder einmal erweist sich das Händchen des Arabischen Filmfestivals für Länder und Schauplätze, von denen sonst viel zu wenig zu erfahren ist. Von den über sich selbst hinauswachsenden Protagonisten abgesehen, zeigt der Film auch, wie gnadenlos der Existenzkampf für diejenigen ist, die ihn ganz auf sich gestellt bestehen müssen. (Arsenal, heute, 20 Uhr)

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Erstellt:
09.10.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 09.10.2021, 01:00 Uhr

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