Tübingen

An die Gebildeten

Zum Nachruf auf den Theologen Eberhard Jüngel (30. September).

14.10.2021

Von Friedhelm Opitz, Tübingen

„Gott“ ein Sprach-Skandalon.

Nur E. Jüngel, Chr. Dietzfelbinger oder O. Betz, konnten aus dem Nichts Weisheiten (u. a. Homer oder J. W. v. Goethe, Glück und Kairos) zitieren, also existenzielle Deutungsmöglichkeiten für uns (E. Jüngel/P. Ricoeur) geben (Gadamer/Mythos vs. Geschichte), um die Krise des Materialismus aufzuzeigen.

Ihr Gedächtnis ließ Ur-Väter und andere ad hoc auferstehen durch ihr Rezitieren. Ästhetik und Sprache. Sprache und Resonanz. Große Themen.

Die Neuzeit erfuhr durch sie eine radikale „Kritik an der Diktatur der geltenden Werte“. Und in der Umwertung dieser bezogen sie das Sprach-Geheimnis vom Skandalon eines Paulus in dieser Welt-Zeit.

B. Bultmann meinte: Wenn wir von Gott reden, müssen wir vom Menschen reden, und wenn wir vom Menschen reden, müssen wir von Gott reden. Zu diesen Beziehungs-Konstruktivisten als Resonanz-Architekten gehörte auch u. a. E. Jüngel.

Tübingen war mal eine Idealismus-Schmiede. Sie war eine Übersetzerin (W. Jens) für diejenigen, deren Schwierigkeiten im Verstehen lag, wie das menschliche Dasein mit seinen Leidensgeschichten gedeutet werden könne. F. Schleiermacher startete Versuche mit „Reden an die Gebildeten“.

So habe ich G. Stegert verstanden.