Tübingen
Ammertalbahn-Ausfall: Palmer schreibt offenen Brief an die Deutsche Bahn
Wegen der Streckensperrung zwischen Tübingen und Stuttgart und der Einstellung der Ammertalbahn in den Sommerferien hat sich Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer mit einem dringenden Appell an die Deutsche Bahn gewandt.
In dem Brief bittet Palmer die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für das Land Baden-Württemberg, Dr. Clarissa Freundorfer, dringend das Konzept für die Sommerferien zu überdenken. „Ein so massiver Eingriff kommt einem Abgewöhnungsprogramm für die Bahnkunden gleich“, heißt es in dem Schreiben.
Stand jetzt sollen in den gesamten Sommerferien sowohl auf der Ammertalbahn als auch auf der Neckar-Alb-Bahn keine Züge fahren (wir berichteten). Tübingen wäre damit im Zugverkehr komplett von Stuttgart abgeschnitten, worüber Palmer in seinem Brief „ungläubiges Entsetzen“ äußert.
Wegen der Bauarbeiten auf der Neckar-Alb-Bahn muss die Oberleitung abgeschaltet werden. Die Elektrozüge, die normalerweise auf der Ammertalbahn verkehren, können deshalb nicht fahren. Alternativ könnte die Bahn Dieselloks auf der Strecke einsetzen - davon hat sie nach eigenen Angaben allerdings zu wenige.
„Absolut unverständlich“ für Palmer, für den es „ganz offensichtlich“ ist, „dass die notwendigen Fahrzeuge in Tübingen frei werden“, schreibt er in dem Brief. Gemeint sind damit die Interregio-Dieselzüge, die normalerweise in der Hauptverkehrszeit alle zwei Stunden zwischen Tübingen und Stuttgart unterwegs sind. Die Züge seien vierteilig und würden „durch die Sperrung der Neckartalbahn frei“, behauptet der Oberbürgermeister. Das sei ausreichend, damit Züge im Halbstundentakt auf der Ammertalbahn fahren könnten.
Mögliche Gegenargumente räumt er vorsorglich aus: Sollten die entsprechenden Züge (die Baureihe 612 beschleunigt offenbar nicht ausreichend für die Ammertalbahn) zu langsam sein oder zu wenige Türen für einen reibungslosen Fahrgastwechsel haben, könne man die Haltestellen Tübingen-West und Gültstein streichen. Auf diese Weise könne der Fahrplan eingehalten werden. Die gestrichenen Halte seien seiner Ansicht nach in der Ferienzeit ausreichend an den Stadtverkehr in Tübingen und Herrenberg angebunden.
Busersatzverkehr sei schön und gut, ergänzt Palmer seine Bitte am Schluss, „aber mit Koffer, Kinderwagen oder Fahrrad ist man schnell ausgesperrt und allzu oft sind bei den letzten Versuchen auch Fahrgäste stehen geblieben und mussten eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten.“
Wenn ein angemessener Ersatzverkehr mit Zügen möglich sei, „muss er auch gefahren werden“ betont der Oberbürgermeister. Er könne sich nicht vorstellen, „dass irgendjemand akzeptieren würde, wenn die Stadt Tübingen gleichzeitig die B28 und die B27 auf ihrem Gebiet für Sanierungsarbeiten sperren würde“ - für den Bahnverkehr solle kein anderer Maßstab angelegt werden.