Tübinger Modellprojekt

Die Botschaft an Auswärtige: nicht kommen

Die Stadt befürchtet zu viele Besucher aus anderen Landkreisen: Am kommenden Samstag gibt es maximal 3000 Tagestickets für auswärtige Besucher. Diese Tickets werden nur an bestimmten Teststationen ausgegeben.

25.03.2021

Von Lisa Maria Sporrer

Lange Schlangen am vergangenen Samstag an der Teststation in der Kelternstraße. Archivbild: Anne Faden

Lange Schlangen am vergangenen Samstag an der Teststation in der Kelternstraße. Archivbild: Anne Faden

Wie sollen maximal 3000 kreisfremde Besucher erfasst werden? Mit Strichliste? Und wie tauschen sich die Stationen darüber aus, wie viele der 3000 Tickets schon ausgegeben wurden? Und wenn sich Kreisfremde in Apotheken oder beim Drogeriemarkt testen lassen, reicht ja der QR-Code auf dem Negativzettel aus, um damit in die Geschäfte zu kommen? Der Nachweis muss nicht in ein Tagesticket eingetauscht werden. Werden solche Fälle nicht in die 3000 eingerechnet?

„Auswärtige Gäste bittet die Stadtverwaltung, sich über die Lage der Teststationen, an denen sie Tickets erhalten können, schon vor der Anreise zu informieren“, schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung am Donnerstag, in der sie ankündigt, am kommenden Samstag den Shoppingtourismus dadurch eingrenzen zu wollen, dass es für auswärtige Gäste, also jene, die nicht aus dem Kreis Tübingen kommen oder in Tübingen arbeiten, maximal 3000 Tübinger Tagestickets gibt. Wie sich die Gäste über einen aktuellen Stand an noch verfügbaren Tagestickets informieren sollen, schreibt die Pressestelle der Stadt aber nicht.

Auch, wie viele Menschen aus anderen Landkreisen am vergangenen Samstag das Tagesticket in Anspruch genommen haben, ist bei der Stadt nicht zu erfahren. Deshalb nicht, weil diese Daten nicht erhoben werden, teilt die Pressestelle auf Nachfrage mit. Insgesamt seien am vergangenen Samstag rund 7000 Tagestickets ausgestellt worden.

Oberbürgermeister Boris Palmer antwortet auf diese Fragen und die Frage, ob diese Regelung auch für Karsamstag gelten soll, mit: „Das sind alles Fragen, die mich gar nicht beschäftigen. Wir machen hier Pandemie und nicht Bürokratie. Das spielt sich alles von selbst ein. Die Botschaft an Auswärtige ist ganz einfach: besser nicht kommen, es gibt nur sehr wenige Tickets.“

Schon am vergangenen Samstag seien die Teststationen bei deutlich kälteren Temperaturen voll ausgelastet gewesen, teilt die Stadt mit. Trotz der Einführung des digitalen QR-Armbands und der damit verbundenen Verringerung der Wartezeit fürchten die Pandemiebeauftragte Lisa Federle und der OB am kommenden Wochenende eine Überlastung.

Spätestens mit den Würdigungen des Tübinger Modells durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU, Bayern) und Armin Laschet (CDU, Nordrhein-Westfalen) sei der Punkt erreicht gewesen, an dem die Stadt steuernd eingreifen müsse, wird die Begrenzung für auswärtige Gäste begründet. Seit den Bund-Länder-Beschlüssen vom Montag, in denen Modellprojekte bundesweit für einzelne Kommunen in Aussicht gestellt wurden, schauen immer mehr Länder und Kommunen nach Tübingen, um sich hier ein Vorbild zu suchen. Aber auch immer mehr Bürger aus anderen Kreisen scheint es nach Tübingen zu ziehen.

„Unser Modellvorhaben soll klären, ob es möglich ist, das normale Stadtleben wieder zu gewinnen“, sagt Palmer. „So groß die Sehnsucht danach ist, können wir doch als kleine Stadt diese nicht für halb Süddeutschland stillen. Daher müssen wir den Großteil der Tagestickets am Samstag für die Menschen reservieren, die hier leben und arbeiten.“

Auch Federle wirbt für die Beschränkung: „Der Versuch ist nur erfolgreich, wenn die Inzidenzen niedrig bleiben. Eine überfüllte Stadt können wir uns nicht erlauben. Wir müssen unsere Stadt beschützen.“ Zu den organisatorischen Fragen kann Federle nichts sagen: Sie sei für das Medizinische zuständig.

Oberbürgermeister Palmer bedauert es sehr, Gäste am Wochenende abweisen zu müssen: „Tübingen ist immer eine Reise wert. Ich bitte alle, die nun eine weite Anfahrt auf sich nehmen würden, um das Flair unserer Stadt zu genießen, diesen Plan auf den Sommer zu verschieben.“

Wer bekommt wo sein Ticket?

esucherinnen und Besucher aus anderen Landkreisen bekommen am Samstag, 27. März, das Tübinger Tagesticket nur an den folgenden drei Stationen, die in der Nähe von Parkhäusern und dem Bahnhof liegen: Kelternplatz, Bürger- und Verkehrsverein an der Neckarbrücke, Europaplatz/ Post. An den übrigen sechs Teststationen erhalten nur Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises Tübingen und Personen, die in Tübingen einen Arbeitsplatz haben, ein Tagesticket. Ein entsprechender Nachweis muss vorgelegt werden. Eine Vorbestellung von Tickets ist leider nicht möglich. Um möglichen Konflikten an den Teststationen vorzubeugen, wird die Ortspolizeibehörde am Samstag an den Stationen sein. Von Montag bis Gründonnerstag gilt die Begrenzung der Ticketzahl nicht. In der kommenden Woche können auch auswärtige Gäste an allen Teststationen Tagestickets erhalten.

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Erstellt:
25.03.2021, 10:10 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 25.03.2021, 10:10 Uhr

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