Die Nacht der Meteore

Am Freitag und am Samstag waren auf Schloss Hohenzollern nicht nur Perseiden zu sehen

Am Wochenende pilgerten Hunderte Besucher zur Burg Hohenzollern. Zum einen, um wegen des Meteorstroms der Perseiden in den Himmel zu starren. Zum anderen wegen anderer Programmpunkte.

15.08.2016

Von Michael Sturm

Wer möchte nicht gern einen Traum fangen? Aber Träume sind Schäume. Oder Seifenblasen. Die von Klausi Klücklich (Bildmitte) machten nicht nur die anwesenden Kinder froh. Bild: Faden

Wer möchte nicht gern einen Traum fangen? Aber Träume sind Schäume. Oder Seifenblasen. Die von Klausi Klücklich (Bildmitte) machten nicht nur die anwesenden Kinder froh. Bild: Faden

Bisingen. Anderswo war der Himmel am Freitag verhangen. Von der Burg Hohenzollern aus – 855 Meter über Meereshöhe – war das Firmament klar. Ein prima Ort, um sich ganz in Ruhe dem Meteoritenschauer zu widmen, dessen scheinbarer Ursprung im Sternbild des Perseus liegt. Er ist jährlich in den Nächten rund um den 12. August zu erleben.

Auf der Burg Hohenzollern wird daraus ein Event: Astronomen, Astrologen, Lichtkünstler sind vor Ort. Am Freitag erstrahlte der Burghof in ungewohntem Licht. Uwe Sessler beleuchtete die Burgmauern mit stetig wechselnden Motiven: Ein Zitat („Fleiß ist aller Tugend Anfang“), vom einstigen Chef des Hauses Hohenzollern, Preußenkönig Friedrich II. prangte da. Fäden aus Neonlicht. Irrwitzige Farben und Formen. So etwas wie Glasmalerei. Und der Kopf des kultigen Vulkaniers Spock – drinnen, im Restaurant-Kino lief ja schließlich Raumschiff Enterprise.

Gut 20 Leute saßen drinnen. Silvia Solivellas kam bald wieder heraus: „Ich habe überhaupt nichts verstanden“, sagte die Frau aus Algaida auf der Insel Mallorca, die mit Mann und Kindern als Touristin da war. Von ihrem Urlaubsort Villingen aus hatte sie zwei Tage zuvor entdeckt, was die Burg an diesem Wochenende bot. Freunde hatten davon gesprochen. „Von diesem Schloss hatte ich vorher nie gehört“, gab Silvia Solivellas zu. Vor allem die Kinder seien glücklich: Die Tochter ließ sich von der unermüdlich tätigen Corinna Theis das Gesicht bemalen. Ein Fantasiemotiv das entfernt an eine Raubkatze erinnerte.

Ihren Sohn, so die Mallorquinerin, hätten vor allem die zwei Außerirdischen beeindruckt. Der rote und der blaue Alien auf Punktstelzen sind Figuren des Zebra Stelzentheaters aus München. Sie kamen später in anderer Verkleidung wieder. Eine Figur war lang und dünn: Der „Planet Rider“. Dieser trug einen an die Saturn-Ringe erinnernden Plexiglas-Hut. Er rief seinem Begleiter, einem durch die Menge der Kinder irrlichternden Stern zu: „Lucky, mach mal grün!“ Und prompt wechselte Lucky seine Farbe. Ganz schön psychedelisch, also ehrlich!

In eine ähnliche Richtung ging das, was Klausi Klücklich veranstaltete: Er produzierte Seifenblasen, die er an ganz langer Leine entstehen ließ. Die waren entsprechend groß. Zudem schillerten sie durch die wechselnde Beleuchtung der Burgmauern in immer anderen Farben. „Für mich ist das bei dem Licht klasse“, so Klausi Klücklich. Der Burghof sei sein Lieblingsplatz um Seifenblasen zu machen. Ein irrer Anblick waren auch die Vögel, die gelegentlich durch die Lichtstrahlen flogen und fast schon in Konkurrenz zur Brillanz der Seifenblasen gingen. Dann war auch noch Feuerkünstler Ruven Nagel mit einer beeindruckenden Show zu sehen.

Es grenzte teils an einen optischen Overkill. War man nicht auch wegen den Perseiden gekommen? Auch. Aber so viele Gelegenheiten, sich im Schloss umzusehen, gibt es nicht. Königlich flanieren, mit übergroßen Filzpantoffeln über den Schuhen über hoheitliches Parkett zu gleiten hat etwas. Danach ab in Kasematten. Dort schaute sich auch Stefanie Kaupp aus Killer im Killertal mit ihrer Familie um: „In den letzten Jahren haben wir immer wieder Berichte über das Event hier in der Zeitung gelesen. Jetzt sind wir erstmals da.“ Entspannt sei es, weil nicht so viele Leute da seien. Tatsächlich werden die Veranstalter von der Besucherzahl am Freitagabend enttäuscht gewesen sein. Am anderen Ende der Kasematten führte eine Treppe zu einer Tür – plötzlich stand man in einem Innenhof. Und störte die Ruhe der wenigen, die es sich hier im Dunkeln gemütlich gemacht hatten, um in den Himmel zu starren. Etwa Melanie Kleiner aus Straßberg bei Winterlingen: „Ich bin auch zufällig hier rausgekommen.“ Es kämen immer wieder Perseiden vorbei: „Man muss hinsitzen und warten.“ Anderswo waren Kameras und Tablets aufgebaut, um Meteore auf den jeweiligen Chip zu bannen.

Für Samstag war Rolf Bitzer angekündigt, um das Phänomen der Sternschnuppen zu erklären. Am Freitag war Astrologe Stefan Schumacher da. Er nahm sich ausführlich Zeit für die Interessierten. Bei der Tübingerin Kala Kurz konnte er nichts ausrichten – sie wusste die Uhrzeit ihrer Geburt nicht. Da drehte sie eben den Spieß einfach mal rum und erzählte dem Mann, was sie bei ihm sah. Manche wollten den Abend in Zweisamkeit genießen. Dominik Hamm, aus dem Schwarzwald stammend, in Bamberg wohnend, hatte Freundin Marina Dotterweich im Arm. Beide zählten Sternschnuppen und stellten fest, dass sie gelegentlich mal wieder in Richtung Boden schauen sollten, um ihre Nacken zu entspannen.

Zwei Aliens. Bild: Faden.

Zwei Aliens. Bild: Faden.

Glückliche Kinder. Bild: Faden

Glückliche Kinder. Bild: Faden

Entspannen im Burghof. Bild: Faden

Entspannen im Burghof. Bild: Faden

Ruven Nagels Feuershow. Bild: Faden

Ruven Nagels Feuershow. Bild: Faden

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Erstellt:
15.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 16sec
zuletzt aktualisiert: 15.08.2016, 01:00 Uhr

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