Kommentar · Bischöffe

Am Abgrund

Der fragwürdige Umgang des Kölner Kardinals Woelki mit einem Missbrauchsgutachten steht nicht auf der Tagesordnung. Dennoch drückt die Krise im Erzbistum der Bischofskonferenz ihren Stempel auf.

25.02.2021

Von ELISABETH ZOLL

Ulm. Vorsitzender Georg Bätzing macht aus dem Ärger keinen Hehl. Schließlich droht das Missmanagement am Rhein auch andere Bistümer mit in den Strudel zu reißen.

Doch Bätzing sind die Hände gebunden. Ein Weisungsrecht unter Bischöfen gibt es nicht. Über hochrangige Personalien im Klerus entscheidet bei den Katholiken allein der Papst. Und Rom rückt vom Kölner Kardinal nicht ab. Im Gegenteil: Gerade hat der Vatikan eigene Vorgaben leichthändig beiseite geschoben und dem Kölner den Rücken gestärkt.

Aufklärungswillige Bischöfe in Deutschland – die gibt es in erheblicher Zahl – blicken in einen Abgrund. Selbst wenn Woelki am 18. März ein neues Gutachten präsentiert und mit ihm – wie versprochen – Schuldige und Vertuscher unter Klerikern nennt, wird es kein Aufatmen geben. Köln und Rom scheinen nicht zu begreifen, wie groß der Schaden und wie tief die Vertrauenskrise wirklich ist.