Großbritannien

Der Brexit und die Unze: Alte Maßeinheiten kehren zurück

Im Königreich darf wieder mit Unzen bezahlt werden. Doch diese Währung ist vielen nicht mehr vertraut.

18.09.2021

Von dpa

London. Aus alt wird neu: In einem demonstrativen Schritt erlaubt Großbritannien nach dem Brexit wieder die ausschließliche Verwendung alter Gewichtseinheiten wie Pfund und Unzen. Brexit-Anhänger bejubeln die Rückkehr zu britischen Traditionen. Für sie waren die EU-Regeln, die einheitliche Kennzeichnung gesetzlich vorschreiben, eine emotionale Frage. Unter EU-Regeln mussten Gewichtsangaben etwa in Geschäften oder Supermärkten zusätzlich in Kilogramm angegeben werden.

Mit der Rückkehr zu Werten, die an imperiale Glanzzeiten eines Kolonialreichs erinnern, setzt Premierminister Boris Johnson beim Versuch, das Land von seinem Post-Brexit-Kurs eines „Global Britain“ zu überzeugen, einmal mehr auf die emotionale Karte. Groß war der Aufschrei, als der Händler Steven Thoburn 2001 zu einer Geldbuße verurteilt wurde, weil er Bananen im Wert von 34 Pence (heute 40 Cent) nicht in Kilogramm angegeben hatte. Der Fall gilt vielen als Startschuss für den Brexit. Zu den Kritikern zählte auch Johnson.

Verwirrung für Verbraucher

Doch während Konservative jubeln, können Kritiker nur noch den Kopf schütteln. „Unsere Regale sind leer, aber wenn sie voll wären, könnten wir Sachen mithilfe eines Systems kaufen, das niemand kennt, der seit den 1970ern die Schule verlassen hat“, lästerte ein „Times“-Leser. Wegen der Corona-Krise und scharfer Migrationsregeln nach dem Brexit werden in vielen Branchen händeringend Arbeitskräfte gesucht, immer wieder gibt es in Supermärkten Lücken.

Zwar wurden Entfernungen auch zu EU-Zeiten etwa auf Autobahnen in Meilen angegeben, und das Bier kam im Pint-Glas. Ihre Größen geben Briten regelmäßig in Fuß und Zoll (Inch) an. Doch sind etwa Unzen fast völlig aus dem Alltag verschwunden. Dass 16 Unzen ein Pfund ergeben und 2,2 Pfund wiederum einem Kilogramm entsprechen sowie 14 Pfund einem Stein (stone), dürften die wenigsten jüngeren Leute wissen. Experten warnen vor Durcheinander und Fehlern in der Umrechnung, durch die Verbraucher übers Ohr gehauen werden könnten.

Im Schatten der emotionalen Debatte deuten sich zudem Änderungen an, die noch weitreichendere Folgen für die Beziehungen zwischen EU und dem Vereinigten Königreich haben könnten.

Denn ebenfalls abgeschafft werden sollen EU-Regeln zu Finanzdienstleistungen, Datenschutz und gentechnisch veränderten Organismen. Beobachter warnen, dies könne die Konfrontation mit Brüssel weiter verschärfen.

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Erstellt:
18.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 05sec
zuletzt aktualisiert: 18.09.2021, 06:00 Uhr

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