Ideen fürs Archiv

Schon vor 40 Jahren plante Tübingen ein weiteres Hallenbad

Schon vor 40 Jahren wollte der Tübinger Gemeinderat ein Hallenbad beim Freibad bauen – als Teil des Freizeitparks Oberes Neckartal.

22.01.2019

Von Sabine Lohr

Dieser Plan gewann den Ideenwettbewerb für den Freizeitpark Oberes Neckartal vor 40 Jahren. Realisiert wurde nur wenig. Archivbild: Reinhard Schmid

Dieser Plan gewann den Ideenwettbewerb für den Freizeitpark Oberes Neckartal vor 40 Jahren. Realisiert wurde nur wenig. Archivbild: Reinhard Schmid

Es war der 11. Juni 1974, als sich eine schick angezogene Schar vieler Männer und weniger Frauen am Beckenrand im Hallenbad Nord versammelte und einigen Reden lauschte. „Es war ein langgeträumter Traum, der uns heute verwirklicht vor Augen steht“, sagte der damalige Oberbürgermeister Hans Gmelin angesichts der neuen Wasserflächen. Er wies aber auch darauf hin, dass die Stadt, was die Versorgung mit Wasserflächen angehe, „nicht am Ende aller Wünsche sei“. Im Kernstadtbereich fehle mindestens ein drittes Hallenbad. Die Finanzen freilich ließen zur Zeit nicht an einen weiteren Bau denken.

Vier Jahre später – Gmelin war längst von Eugen Schmid im Amt abgelöst worden – war ein neues Hallenbad nur ein kleiner Teil eines gigantischen Plans, der die Fläche zwischen Freibad und der Landesstraße nach Hirschau in einen „Freizeitpark Oberes Neckartal“ verwandeln sollte. Auf 50 000 Quadratmetern sollten ein arena-artiger Sommerfestplatz , ein Ausstellungsgelände, weitere Freibadbecken, besagtes Hallenbad, eine Tennisanlage mit 20 bis 30 Spielfeldern und Clubhaus, eine Kunsteisbahn, ein Campingplatz mit Verbindung zum bestehenden Platz und ein See für Surfer entstehen. Letzteren lehnte Schmid zunächst ebenso erbost ab wie den Vorschlag eines Stadtrats, auch einen Golfplatz in den Freizeitpark zu integrieren. Dafür sei die Fläche dann doch nicht groß genug.

Und weil das TAGBLATT wenige Tage vorher überlegt hatte, ob das Ganze nicht mit einer Landesgartenschau verbunden werden könne, wies er diese „Spekulation“ zurück. Und er teile, hieß es im Artikel, „auch nicht die Auffassung des Karikaturisten in der nämlichen Zeitung, die Pläne könnten sich als Science-Fiction entpuppen“.

Aus den Planungen wurde nichts

Heute wissen wir, dass der Karikaturist – auch damals war das schon Sepp Buchegger – nicht so ganz unrecht hatte. Denn außer einer Freibaderweiterung und einem Gelände fürs Sommerfest, die Familienausstellung, Flohmärkte, Zirkusse und Konzerte wurde nichts von den hochfliegenden Plänen realisiert. Um die Landesgartenschau bewarb sich die Stadt dann übrigens 1978 doch noch (für 1984), aber auch daraus wurde bekanntlich nichts.

Dabei hatte die Verwaltung es recht eilig mit dem Freizeitpark. Es wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben und Ende August entschieden. Den ersten Preis bekam das Stuttgarter Büro Bauer, Reich und Oei. Sie hatten im westlichen Teil des Areals einen großen See („Gogenseele“) in ihren Plan gezeichnet, an den rund 25 Tennisplätze grenzen. Der Festplatz ist eine offene Arena, ein Hallenbad liegt in der Nähe des Freibads und eine Sporthalle schließt sich an – etwa dort, wo sie inzwischen steht.

... und das blieb er dann auch. Archivzeichnung: Sepp Buchegger

... und das blieb er dann auch. Archivzeichnung: Sepp Buchegger

Eugen Schmid erinnert sich gut an die Pläne: „Die waren wirklich großartig“, schwärmt er noch heute. Nur: Warum die Idee nicht umgesetzt wurde, weiß er nicht mehr. Immerhin wurde ja sogar ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Dann aber funkte der Ortschaftsrat Weilheim dazwischen. Ihm war der Freizeitpark viel zu groß. Da komme die Landwirtschaft zu kurz. Schmid ärgerte sich damals darüber: Die Einwände hätte der Ortschaftsrat ja einbringen können, bevor der Ideenwettbewerb ausgeschrieben wurde. Unterstützung fanden die Weilheimer in Gerhard Bialas, Stadtrat der DKP (Deutsche Kommunistische Partei). Der fand auch das Hallenbad vollkommen falsch platziert. Er meinte, der richtige Ort sei im Schulzentrum am Feuerhägle, dort werde ein solches Bad sehr dringend gebraucht.

Offenbar verschwanden die Pläne dann in der Schublade. Womöglich, so Schmid, aus finanziellen Gründen. Denn, so sagte er dem TAGBLATT, während seiner Amtszeit und auch der von Brigitte Russ-Scherer sei es Tübingen finanziell längst nicht so gut gegangen wie heute.

Jetzt, 40 Jahre später, will der Gemeinderat die Pläne für ein Hallenbad beim Freibad vorantreiben. Und die Stadtverwaltung bereitet die Bewerbung zur Ausrichtung einer Landesgartenschau in den 2030er Jahren vor. Und zwar unter anderem dort, wo der Freizeitpark entstehen sollte. Vielleicht wird dazu der alte Plan wieder aus der Schublade geholt.

Dieser Plan gewann den Ideenwettbewerb für den Freizeitpark Oberes Neckartal vor 40 Jahren. Realisiert wurde nur wenig. Archivbild: Reinhard Schmid

Dieser Plan gewann den Ideenwettbewerb für den Freizeitpark Oberes Neckartal vor 40 Jahren. Realisiert wurde nur wenig. Archivbild: Reinhard Schmid

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22.01.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 22.01.2019, 01:00 Uhr

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