Reichspogromnacht

Als die Nazis die Synagoge anzündeten

In fünf Veranstaltungen gedenken am kommenden Freitag die Tübinger der jüdischen Opfer.

06.11.2018

Von ede

Die Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 markiert eine neue Phase in der NS-Politik: Sie war der Übergang von der Ausgrenzung und Diskriminierung zur Verfolgung und Vernichtung von schließlich mehr als sechs Millionen Juden. In Tübingen zündeten Nationalsozialisten unter Kreisleiter Hans Rauschnabel an der Spitze die Tübinger Synagoge am frühen Morgen des 10. November an.

80 Jahre danach laden am kommenden Freitag, 9. November, mehrere Initiativen und die Stadt Tübingen zu Gedenkveranstaltungen ein. Den Anfang macht die Aktion Sühnezeichen um 10 Uhr mit einer Straßenaktion auf dem Holzmarkt. Anschließend lenkt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen mit Schülerinnen und Schülern des Kepler-Gymnasiums und Mitgliedern der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg um 11 Uhr in der Stiftskirche auch den Blick auf aktuelle Formen des Antisemitismus und fragt nach gebotenen Reaktionen.

Im Anschluss an die Gedenkstunde in der Stiftskirche lesen Schüler von der Geschwister-Scholl-Schule und Jugend-Guides um 12.15 Uhr einige Biografien an zwei Stolperstein-Orten vor. Am Holzmarkt / Ecke Neue Straße tragen sie neun Biografien der einstigen Tübinger Kaufmannsfamilien Oppenheim und Schäfer vor, in der Hirschgasse 1 informieren die Schüler über Rosalie Weil und die Aktion T 4 in Grafeneck. Dort töteten die Nationalsozialisten geistig behinderte und psychisch kranke Menschen.

Die offizielle Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht ist dann um 14 Uhr im Rathaus. Der Erste Bürgermeister Cord Soehlke, Angehörige der zweiten und dritten Generation ehemaliger Tübinger Juden (es kommen die Nachfahren der Familien Wochenmark und Bernheim), David Holinstat von der Israelischen Religionsgemeinschaft sowie Jugendguides der Geschichtswerkstatt halten kurze Reden. Zur Veranstaltung ist jede und jeder eingeladen.

Schließlich werden am Synagogendenkmal in der Gartenstraße um 16 Uhr die Namen der von den Nationalsozialisten ermordeten Tübinger Juden verlesen. Auch wird ein Kaddisch-Gebet gesprochen. Wenn es die Witterung zulässt, wird noch ein Kurz-Video über die rekonstruierte Synagoge gezeigt.