Querpass

Als der Giro weiblich war

Das war mutig von den Radprofis beim Giro d’Italia: Angesichts der widrigen Wetterbedingungen und Sorgen um die Gesundheit protestierten die Fahrer gegen die unnötig lange Etappe am Freitag – und mussten nur die halbe Strecke fahren.

26.10.2020

Von MANUELA HARANT

Fast 100 Jahre vor diesem denkwürdigen Giro, der am Wochenende zu Ende ging, gab es auch schon jemanden, der mutig für seine Ziele einstand: Alfonsina Strada leistete sich 1924 die damalige Unverfrorenheit, als Frau an den Start zu gehen. Dafür verkleidete sich die 23-Jährige sogar als Mann, der Schwindel flog jedoch schnell auf. Die Regelhüter ließen die italienische Rennradfahrerin dennoch weiterfahren, auch wenn sie das Zeitlimit überschritt. Dafür wurde die Rennrad-Pionierin vom Publikum gefeiert.

Dass dieses Stück Sportgeschichte überhaupt zustande kam, lag übrigens an einem Streit zwischen dem damaligen Giro-Organisator und den Spitzenfahrern, die sich weigerten zu fahren. Dennoch war nie wieder eine Frau bei einem der drei großen Radsportklassiker am Start. An diesem Ungleichgewicht änderte der Fahrerstreik damals wie heute nichts. Wenn Alfonsina das wüsste...