Peter Strigl über Konflikte zwischen Radlern und Autofahrern

Als Radfahrer auf den Straßen einer Auto-Nation

Es ist einleidiges Thema als Radfahrer: Der ständige Konflikt mit den anderen Verkehrsteilnehmern, namentlich den Autofahrern.

27.04.2018

Von Peter Strigl

Als Radfahrer auf den Straßen einer Auto-Nation

Einerseits beklagen diese sich, die Radfahrer würden keine Regeln beachten, nehmen ihnen als stärkerer Verkehrsteilnehmer aber nur zu gerne die Vorfahrt. Besonders als Rennradler ist man es gewohnt, auf reichlich Unverständnis zu stoßen. Angehupt werden gehört da noch zu den harmloseren Erlebnissen. Bei einer Ausfahrt deuten wir solche Unmutsbekundung längst als Anfeuerungssignale frenetischer Fans. Der deutsche Autowahnsinn bringt es leider mit sich: Der Autofahrer fühlt sich als König der Straße. Wer auch noch auf der Fahrbahn ist, der stört nur. Am emsigsten echauffiert man sich über Radler, die trotz Radweg auf der Straße unterwegs sind. Das ist vielen schon mindestens ein Hupen wert, wenn nicht sogar eine zum Fenster hinausgebrüllte Beleidigung.

Dabei ist es Radfahrern nicht immer verboten, die Straße trotz Radweg zu benutzen. Vielleicht aus gutem Grund. Durch jahrelange Erfahrung weiß ich ziemlich genau, wo ich einen Radweg benutze – und wo ich lieber auf der Straße bleibe. Denn oftmals sind die verheißungsvoll mit dem blauen Schild angekündigten Wege holprige Bürgersteige, segmentiert durch Einmündungen, aus denen – wen wundert’s – unachtsame Autofahrer kommen. In anderen Fällen mündet der Radweg abrupt in Schotter; oder – in eine Straße. Von zugeparkten Radwegen will ich gar nicht erst anfangen. Manch dünnhäutiger Autofahrer würde ausflippen, wenn „seine“ Straßen in ähnlichem Zustand wären. Vielleicht sollte man aufhören, mit zweierlei Maß zu messen.

Und ja: Wir Radler versuchen auf wenig befahrenen Straßen unterwegs zu sein. Viel Verkehr ist für keinen von uns ein Vergnügen. Es lässt sich aber eben nicht immer vermeiden. Manchmal dürfen wir sogar nebeneinander fahren, wobei ich und meine Bekannten das nur auf wenig befahrenen Straßen machen. Einer davon hat sich „l’automobile c’est la guerre“ auf seinen Rahmen gepinselt: Das Automobil ist Krieg. Wie recht er hat, zeigen Aktionen rüpelhafter Autofahrer, die dicht überholen und dann das Scheibenwischwasser anschalten.

Oft hört man von anderen Städten und Ländern, in denen das Miteinander friedlicher sein soll. Im Frühling schien sich diese Verheißung für mich zu verwirklichen: Mallorca. Sehnsuchtsort zahlloser Sportler, die sich im Frühjahr auf die bereits von der Sonne angewärmten Straßen der Baleareninsel ergießen. Es sind so viele, dass sich über jeden aufzuregen völlig sinnlos erschiene. Stattdessen waren die Autofahrer äußerst rücksichtsvoll, fast schon zuvorkommend.

Kurz nachdem ich dort war, erfasste eine unachtsame Autofahrerin eine Gruppe Radfahrer, einer davon starb. Am Ende leidet eben vor allem der schwächere Verkehrsteilnehmer, und das ist der Radfahrer.