Tübingen

Zusammenhalt: Als Dankeschön eine Pizza

Viele Geschäfte müssen geschlossen bleiben. In Tübingen formiert sich deshalb von und für die Betriebe eine Welle der Solidarität.

25.03.2020

Von Lisa Maria Sporrer

Angelo Barba will auch in den kommenden Tagen medizinische Einrichtungen mit kostenloser Pizza versorgen. Bild: Lisa Sporrer

Angelo Barba will auch in den kommenden Tagen medizinische Einrichtungen mit kostenloser Pizza versorgen. Bild: Lisa Sporrer

Mir fällt sonst die Decke auf den Kopf“, sagt Angelo Barba. Der Inhaber vom „il centro“ in der Konrad-Adenauer-Straße steht mittlerweile ohne Mitarbeiter in seinem Restaurant. Aber gar nicht mehr zu kommen, war für ihn keine Option. Eine Aktion, die er Anfang der Woche gestartet hat, macht gerade auf Facebook die Runde. Damit ihm nicht langweilig wird, backt er seit Montag für diejenigen, „die sich so toll engagieren.“ Rund 15 Pizzen bringt er mittags an die Kliniken und zu medizinischen Einrichtungen. In der Neonatologie war er schon und auch die Mitarbeiter der Blutspendezentrale haben von ihm Pizza bekommen – gestern etwa. Umsonst. Das sei sein kleiner Beitrag, sagt Barba.

Außerdem bringt er den Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes und allen Helfern, die beim Festplatz die Corona-Teststation und die neue „Fieberambulanz“ betreuen, Frühstück. Kaffee, belegte Brötchen, etwas Süßes. „Damit möchten wir ein Dankeschön an Lisa Federle und ihr Team für ihr Engagement aussprechen.“ Ihm fehlen einfach die Aufträge, sagt er. Eigentlich beliefert er zahlreiche Einrichtungen und Privatpersonen mit seinem Catering-Service. Für Fingerfood und Häppchen sei jetzt aber die falsche Zeit. Jetzt sei die Zeit für Solidarität.

Das sehen viele Menschen in Tübingen genauso. „Wir können uns in einer solchen Zeit gegenseitig Mut machen und die unterstützen, die es gerade nicht leicht haben“, schlug eine Leserin des TAGBLATTs vor. Sie habe bei der Gärtnerei Bisinger einen Strauß Blumen für jemanden bestellt. „So kann man einerseits zeigen, dass man aneinander denkt und andererseits den Handel unterstützen“, sagt sie und hat eine weitere kreative Idee: Damit die Gärtnereien nicht auf ihren Frühblühern sitzenbleiben, könne man Freunden und Bekannten einen Frühlingsgruß zukommen lassen, Krokusse etwa oder Stiefmütterchen.

Die Situation sei tatsächlich auch für Gärtnereien sehr schwierig, sagt Monika Bisinger, die vor ihrem Blumengeschäft in der Herrenberger Straße einen kleinen Verkaufsstand aufgebaut hat. „Als Gärtnerei dürfen wir zwar geöffnet haben. Aber es kommt halt keiner“, sagt sie. Mit dem kleinen Stand vor dem Geschäft sähen die Leute wenigstens noch, dass ein bisschen was läuft. Zumal mit den Bestellungen von Sträußen für Altenheime und Kliniken nun einiges an Umsatz wegfalle. Wie die Gärtnerei Bisinger setzen in Tübingen momentan viele Gärtnereien auf solidarisches Bestellen.

Das läuft auch langsam mit der neuen Seite „tueshop.de“ an (wir berichteten). Etliche Händler, vorwiegend aus der Altstadt, bieten bereits ihre Waren über das neugeschaffene Liefer-Netzwerk an. Von Modegeschäften über Haushaltswaren, Bäckereien und Blumengeschäften bis hin zu Weinhändlern und Gastronomen versuchen die Geschäfte in Tübingen wenigstens geringe Erlöse zu erzielen. „Dafür, dass wir erst kürzlich gestartet haben, läuft es schon ganz gut“, sagt Selcuk Öner, Tübinger Unternehmer und Betreiber des HGV-Internet-Portals „tuemarkt.de“, das den Rahmen für „tueshop.de“ bietet. Über 2000 Besucher hat die Website täglich, über 20 Bestellungen gehen bisher pro Tag ein.

„Es ist gerade eine sehr schwierige Zeit“, sagt auch Öner. Das neue Tübinger Liefer-Netzwerk werde zwar nur marginal an der Situation der Händler etwas ändern können. Es sei eben der solidarische Gedanke der dahinterstehe. Viele Geschäfte in Tübingen, so Öner, bieten zudem auch unabhängig von dem Online-Portal einen Telefonservice und oft auch einen Lieferservice an.

Baumärkte und Reisebüros weiterhin geöffnet

Die drastischen Einschränkungen der Landesregierung haben massive Auswirkungen auf Läden, Geschäfte und Betriebe: Ein Großteil der Läden musste schließen, nur noch Geschäfte für den täglichen Bedarf dürfen weiter öffnen. Während in anderen Bundesländern die Baumärkte bereits zu sind, haben sie in Tübingen weiterhin geöffnet. Auch Tabakläden dürfen offen bleiben, sofern sie Zeitungen und Zeitschriften verkaufen. Sogar Reisebüros haben noch auf. Allerdings ohne Publikumsverkehr. Es hätten ja viele Urlauber einen Osterurlaub gebucht, sagt eine Mitarbeiterin vom Reisebüro Bühler. Ihnen müsse die Möglichkeit geboten werden, die Reise zu stornieren. Neubuchungen gäbe es momentan keine Einzige.

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Erstellt:
25.03.2020, 21:59 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 25.03.2020, 21:59 Uhr

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