FC Bayern

Alles für den Augenblick

Die Münchner fragen sich, warum sie in Spielen, die sie eigentlich dominieren, noch in Gefahr geraten können. Es geht um Fehler im Kleinen.

28.10.2016

Von ARMIN GRASMUCK

Danke, Manuel! Bayerns Jungnationalspieler Joshua Kimmich gratuliert dem Kollegen Neuer zu dem     gehaltenen Elfmeter im Pokalspiel gegen Augsburg. Foto: dpa

Danke, Manuel! Bayerns Jungnationalspieler Joshua Kimmich gratuliert dem Kollegen Neuer zu dem gehaltenen Elfmeter im Pokalspiel gegen Augsburg. Foto: dpa

Nach dem Schlusspfiff spielte Philipp Lahm auf der ganzen Bandbreite, die er nach 13 Jahren als Fußballprofi beherrscht. Er scherzte, scheinbar gut gelaunt, über den Treffer, den er in der zweiten Spielminute erzielt hatte. „Wer mich kennt, weiß, im Sechzehner darf man mich nicht schießen lassen, da bin ich brandgefährlich“, sagte der Kapitän des FC Bayern, der in Wahrheit nur selten als Vollstrecker vor dem gegnerischen Tor auftaucht, mit breitem Grinsen. Doch wenig später, als er sich ernsthaft der Spielanalyse widmete, klang es weit nüchterner und sogar leicht verärgert. „Es kann nicht sein, dass wir erst klar überlegen spielen und dann den Gegner wieder ins Spiel bringen“, so erklärte Lahm. „Das darf uns einfach nicht passieren.“

Tatsächlich belegte das Heimspiel im Pokal gegen den FC Augsburg, das die Münchner 3:1 gewannen, einmal mehr, wie weit sie derzeit von den eigenen Ansprüchen entfernt sind. Dem auf jeder Position doppelt und dreifach exzellent besetzten Kader fehlt die Ausgewogenheit und die Konstanz auf dem Platz, aber auch das Selbstverständliche im eigenen Spiel.

In dem Pokalderby wirkten sie nach Lahms frühem Tor schnell wie der sichere Sieger. Sie hatten den Ball und versuchten, das Spiel zu kontrollieren. Aggressiv und vehement störten sie die vermeintlichen Angriffsabsichten der mutlosen Gäste. Nach einer halben Stunde konnten die Bayern auf stolze 75 Prozent Ballbesitz und mehr als 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe verweisen. Den hemmungslosen Zug in den Strafraum der Augsburger ließen sie zwar vermissen. Doch es schien logisch, als sie den zweiten Treffer durch Julian Green nachlegten. Mats Hummels hätte kurz vor der Pause sogar noch erhöhen können. So überlegen waren die Bayern.

Doch nach der Pause geschah Merkliches. Just in der Phase, als die Gastgeber sorglos und munter weiter nach vorne rannten, erlaubten sie sich Augenblicke mit Aussetzern, die sie anfällig erscheinen ließen. Urplötzlich liefen da mehr der gelb gekleideten Augsburger als rote Münchner vor dem Bayern-Tor. Jerome Boateng, der Weltmeister, stand blank im Eins-gegen-Eins mit Dong-Won Ji, und er konnte den Südkoreaner des FCA nicht am Torschuss hindern.

Es stand nur noch 2:1 in einer Partie, die der Rekordmeister klar dominiert hatte.„Heute haben wir das gleiche gemacht wie gegen Eindhoven bei der 2:0-Führung“, sagte Hummels, der Innenverteidiger. „Wir haben mit acht Mann angegriffen und einen Konter kassiert. Das sollte uns vor allem auswärts nicht nochmal passieren.“

Da passte es ins Bild, das Thomas Müller kurz vor dem Anschlusstreffer einen Elfmeter relativ weit über das Gehäuse der Gäste verballert hatte. Der Nationalspieler, lange Zeit ein sicherer Schütze, vergab fünf seiner letzten zehn Strafstöße. Müller, dem Torjäger vom Dienst, schien die ihm eigene Lockerheit beim finalen Schuss abzugehen. Immerhin konnte er als Vorbereiter der beiden ersten Treffer und als unermüdlicher Rackerer auf dem rechten Flügel glänzen.

Wer spielt in diesem Elitekader welche Rolle? Und welche Akteure favorisiert Carlo Ancelotti? Die stetigen Wechsel in der Startformation, die der neue Trainer bewusst vollzieht, lassen dem Beobachter, aber auch den eigenen Spielern viel Raum für Spekulationen. Spätestens wenn die Spitzenduelle in der Bundesliga und in der Champions League anstehen, wird zu erkennen sein, wie Ancelottis wahre Elf aussieht.

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Erstellt:
28.10.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 28.10.2016, 06:00 Uhr

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