Kommentar zum Rücktritt von Jens Weidmann

Alarmsignal für Sparer

21.10.2021

Von Dieter Keller

Wenn ein Spitzenmanager nach über zehn Jahren etwas anderes machen will, ist das gut zu verstehen. Dennoch ist es ein Alarmsignal, dass Jens Weidmann als Bundesbankpräsident aufhören will. Mitten in der Bildungsphase einer neuen Bundesregierung ist das ein mächtiger Schlag ins Kontor, und es liegt der Verdacht nahe, dass mehr dahintersteckt: Über ein Jahrzehnt lang hat sich Weidmann gegen die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gestemmt. Oft genug als einsamer Rufer in der Wüste.

Hat ihn zermürbt, dass so wenig auf seine Stimme gehört wurde? Hat er befürchtet, mit einem Kanzler Olaf Scholz weniger Rückhalt zu finden als unter Angela Merkel? Der Verdacht liegt nahe. Wenn sich jetzt die künftigen Koalitionäre auch noch auf einen Nachfolger einigen müssen, wird das nicht einfach. Schon weil die FDP ganz andere Vorstellungen haben dürfte als SPD und Grüne.

Für Sparer und alle anderen, die auf ein Ende der Niedrigzinspolitik der EZB hoffen, ist Weidmanns Rückzug eine extrem schlechte Nachricht. Denn im Zentralbankrat sind die meisten Mitglieder für eine Fortsetzung der umfangreichen Käufe von Staatsanleihen auch nach dem Ende der Pandemie, egal welche negativen Folgen das hat. Auch wenn die Inflation zunimmt und damit die Enteignung der Sparer.