Ski Alpin

„Älter und fetter“

Lange Zeit liebäugelte US-Star Bode Miller (40) mit einer Rückkehr. Nun zieht der Exzentriker einen Schlussstrich unter eine herausragende Karriere.

02.11.2017

Von THOMAS GRUBER

Stets auf der Suche nach dem Limit: Der spektakuläre Stil Bode Millers ist Geschichte. Foto: dpa

Stets auf der Suche nach dem Limit: Der spektakuläre Stil Bode Millers ist Geschichte. Foto: dpa

Für seine Extra-Touren war er bekannt – auf und abseits der Skipiste: Der Amerikaner Bode Miller galt im Alpinen Ski-Zirkus als Einzelgänger, dabei war er durchaus ein geselliger Typ. Zumindest nachts, wenn der US-Star in Schnee-Bars der Wintersport-Orte anzutreffen war. Da prostete er schon mal kräftig mit einer einheimischen Spirituosen-Spezialität zu, ehe er sein Wohnmobil aufsuchte, in dem er sogar während Olympischer Spiele wie in Turin 2006 wohnte.

Jetzt ist Bode 40 Jahre alt und bis zuletzt hatte er sich ein Hintertürchen offen gelassen, um nochmals anzugreifen. Nach einem langjährigen Streit mit einem Ausrüster hat der einstige Hasardeur auf zwei Brettern einen Schlussstrich unter seine aktive Karriere gezogen: „Ich bin lange gefahren, aber ich habe kein Verlangen mehr danach“, erklärte der vierfache Familienvater im amerikanischen Fernsehen NBC Sports, außerdem sei er „älter und fetter“ geworden.

Eben für diesen Sender wird er als Experte von den Winterspielen in Pyeongchang kommentieren. Dabei war Millers Verhältnis zu den US-Medien aufgrund seiner Eskapaden nicht gerade gut. Er polterte, rebellierte, provozierte wie etwa vor den erwähnten Winterspielen in Turin, als er lustlos verkündete: „Vielleicht fahre ich nur hin, mache Party und trinke Bier!“ Ständig die Zugmaschine fürs US-Ski-Team sein zu müssen, das habe ihm die Lust am Fahren geraubt. Dass der US-Star eben dort ohne Medaille blieb, ließ die ohnehin nicht wenigen Kritiker noch lauter werden. Unterm Strich bleibt jedoch eine sportliche Bilanz der Extra-Klasse: Ziemlich genau vor zwei Jahrzehnten debütierte er im Ski-Weltcup, brachte es dort in 438 Rennen auf 33 Siege – 2005 und 2008 wurde er gar Gesamt-Weltcupsieger. Miller hamsterte vier WM-Titel, außerdem sechs olympische Medaillen, darunter das Gold 2010 in der Super-Kombi von Vancouver. Millers Markenzeichen waren risikoreiche, waghalsige Fahrten. Für ihn gab es nur „Siegen oder Abfliegen“ – ein Grenzgänger auf der permanenten Suche nach dem Limit. Mit dem Abschied aus dem Aktiven-Bereich scheint auch Vernunft Einzug gehalten zu haben. „Es wäre keine gute Idee“, so Miller, „noch im Weltcup zu fahren. Ich könnte niemals die nötige Form erreichen und gleichzeitig ein guter Vater sein.“ Seine zwei Söhne und zwei Töchter werden es gerne hören.

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Erstellt:
02.11.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 02.11.2017, 06:00 Uhr

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