E-Mobilität

Schwierige Abrechnung an der Ladesäule

Eigentlich ist Strom tanken einfach: Stecker rein und los. Aber es gibt unzählige Tarife und Anbieter. Wer nicht den passenden Zugang hat, geht leer aus.

10.08.2021

Von DPA

Strom gibt es mittlerweile immer öfter  doch wie wird hier bezahlt? Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Strom gibt es mittlerweile immer öfter doch wie wird hier bezahlt? Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Ulm. Rund 24 500 Stromtankstellen mit unterschiedlich vielen Ladepunkten gibt es derzeit in Deutschland. Besonders gut ist die Versorgung in Ballungszentren und entlang der Autobahnen. „War es vor ein paar Jahren aufgrund weniger Lademöglichkeiten noch schwierig, mit dem E-Auto vom Norden in den Süden zu fahren, ist das heute absolut kein Problem mehr“, sagt Guy Weemaes vom Portal GoingElectric.de. Dieses veröffentlicht Statistiken und News über Stromtankstellen, Ladekartenanbieter und Elektromobilität.

Doch während Autofahrer mit einem Verbrennermotor ihren Sprit bar oder mit Giro- oder Kreditkarte bezahlen können, benötigt der E-Autofahrer einen Zugang zum Ladenetz des Anbieters. „Grundsätzlich gibt es dafür zwei Bezahlmöglichkeiten: Entweder über einen Ladevertrag mit dem Anbieter oder mit der Adhoc-Variante“, sagt Matthias Vogt vom ADAC-Technikzentrum. Bei einem Ladevertrag registriert sich der Kunde beim Anbieter und erhält dann eine Karte oder einen Chip, mit dem er die Ladesäule freischalten kann. Auch über die Anbieter-App ist das in der Regel möglich. „Die Abrechnung erfolgt dann meist monatlich über die hinterlegte Zahlungsart, also eine Kreditkarte zum Beispiel“, sagt Vogt. Die Adhoc-Zahlung ist seit 2017 vorgeschrieben. Sie soll es ermöglichen, auch ohne Vertrag Strom zapfen zu können. „Im Grunde soll das der Zahlung mit Bargeld oder Girokarte an der Tankstelle entsprechen. Meistens müssen die Autofahrer dann einen QR-Code einscannen und über eine Webseite oder heruntergeladene App bezahlen.“

Unterm Strich jedoch sei die Adhoc-Zahlung viel zu kompliziert, weshalb der ADAC berührungslose Kartenlesegeräte an allen Ladesäulen fordert. Das wird voraussichtlich ab Juli 2023 der Fall sein. Die neue Ladesäulenverordnung sieht vor, dass dann an allen neuen, öffentlichen Stromtankstellen auch Zahlungen mit Kredit- und Girokarten möglich sein müssen. Bereits bestehende Ladesäulen müssen jedoch nicht vollumfänglich nachgerüstet werden.

Dem Bundesverband eMobilität (BEM) geht das nicht weit genug. „Es ist gut, wenn dann auch Autofahrer ohne Smartphone mit ihrer Bankkarte bezahlen können, sagt Markus Emmert vom BEM. „Darüber hinaus jedoch müssten alle gängigen Payment-Methoden auch an Ladesäulen möglich sein, und dazu zählen auch die NFC-Technik und das Bezahlen via Smartphone, wie wir es aus dem Einzelhandel kennen.“

Unklar bleibt zudem oft, was tatsächlich für eine Stromladung fällig wird. „Die großen Anbieter rechnen inzwischen alle rein nach Kilowattstunden ab, was fair und nachvollziehbar ist“, sagt Weemaes. Wer sein Fahrzeug besonders lange auflade, bezahle zudem oft einen Zuschlag von beispielsweise zehn Cent pro Minute ab vier Stunden Ladedauer. Nach wie vor aber gebe es auch Ladesäulenbetreiber, die nach Minuten abrechnen. Hat ein Auto nur eine langsame Ladeeinheit, kann das eine teure Geschichte werden“, sagt Weemaes. Er erinnere sich an schwarze Schafe auf dem Markt, die bis zu 100 Euro pro Stromladung abgerechnet hätten. Aber auch die Abrechnung nach Kilowattstunde kann teuer werden, denn die Preise variieren stark. „Höher sind die Preise grundsätzlich für die Schnellladesysteme mit Gleichstrom, die liegen meist zehn Cent über den Wechselstrom-Preisen“, sagt Weemaes.

Der Anbieter mit den meisten Ladepunkten ist GoingElectric.de zufolge NewMotion mit fast 89 000 Ladepunkten. Auf rund 77 000 Ladepunkte können Kunden mit einem Zugang von ENBW zugreifen, EinfachStromLaden und Plugsurfing bieten knapp 70 000 Ladepunkte. Insgesamt listet GoningElectric.de mehr als 250 Ladekartenanbieter auf, 34 mit je mehr als 50 000 Ladepunkten. Die Tarifstrukturen sind dabei höchst unterschiedlich. dpa

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Erstellt:
10.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 10.08.2021, 06:00 Uhr

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