Kommentar

Abitur ohne Makel

Abiturientinnen und Abiturienten haben es im Moment nicht leicht: Sind sie im Präsenzunterricht, laufen sie Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Der Digitalunterricht ist aber wegen der vielerorts unzureichenden technischen Infrastruktur keine wirkliche Alternative. Dennoch wäre es falsch, die Prüfungen – wie es die Erziehungsgewerkschafts-Vorsitzende Tepe fordert – nun einfach ausfallen zu lassen.

06.04.2021

Von MICHAEL GABEL

Berlin. Vielen würde man damit zwar eine Last von den Schultern nehmen. Aber heraus käme nicht mehr als ein Notabitur. Da haben sich die Jugendlichen mehr verdient.

Außer auf die Prüfungen zu verzichten, gibt es noch weitere Vorschläge: Man könnte das Anforderungsniveau bei den Prüfungen herunterschrauben oder den Abiturientinnen und Abiturienten in der Endabrechnung einfach ein paar Zehntel schenken. Solche Vorschläge sind sicherlich gut gemeint, aber sie haben auch Nachteile: Zu gute Ergebnisse würden zu ungerechtfertigten Vorteilen bei der Bewerbung um einen Studienplatz führen. Zudem wären die Zeugnisse bei Stellenbewerbungen mit dem Makel behaftet, dass sie als nicht wirklich aussagekräftig angesehen werden könnten.

Deshalb wäre es besser, die Schülerinnen und Schüler auch in diesem Frühjahr ein fachlich vollwertiges Abitur ablegen zu lassen, ihnen aber die Umstände der Prüfung zu erleichtern – etwa indem sie unter mehr Prüfungsaufgaben als sonst auswählen dürfen oder indem sie mehr Zeit bekommen, um die Aufgaben zu erledigen. Qualität kommt – nicht nur, aber auch – von Qual. Und ein gutes Zeugnis mussten und müssen sich die meisten von uns erkämpfen. Daran ändert auch Corona nichts.