Rottenburg · Armut

Ab morgen dürfen Tafel-Kunden wieder in den Laden

Der Tafelladen hat sein Konzept für die Corona-Zeit aktualisiert. Jede Woche kämen neue Bedürftige hinzu.

30.09.2020

Von Philipp Koebnik

Anfang Juni hatten die Mitarbeiter/innen des Rottenburger Tafelladens (nachdem es eine „Not-Tafel“ in der Zehntscheuer gegeben hatte) ein Konzept für die Versorgung Bedürftiger in Zeiten der Pandemie erstellt. Die Kunden mussten ein Formular abgeben mit groben Angaben zu ihren Konsumwünschen und konnten dann einen entsprechend gepackten Korb abholen. „Jetzt wollen wir witterungsbedingt einen Schritt weiter gehen – oder zurück, wie man’s nimmt“, sagte Gerold Ruggaber dem TAGBLATT. „Wir wollen die Leute wieder rein lassen, mit den entsprechenden Regelungen natürlich.“

Und die sehen so aus: Es dürfen maximal drei Personen zugleich in den Laden. Sie können sich, wie früher, selbst die Produkte aussuchen, die sie haben möchten. Zusätzlich dürfen sich höchstens drei Personen gleichzeitig im Warteraum aufhalten. „So können wir die Abstände sehr gut einhalten.“ Vorbestellen muss man nichts mehr. Jeder Kunde hat eine Nummer und einen Farbe-Code. Das war schon in Vor-Corona-Zeiten so. Nun gibt es aber Zeitfenster von 30 Minuten, binnen derer die Bedürftigen ihren Einkauf erledigen müssen. Dafür wurde die tägliche Einkaufszeit etwas erweitert: Von 14 bis 17 Uhr hat der Tafelladen nun geöffnet. Pro Zeitfenster haben 20 Personen Zugang, allerdings jeweils nur eine Person pro Haushalt. Und: Ein Mund-Nasen-Schutz ist ebenso pflicht wie das Desinfizieren der Hände vor dem Eintreten.

Die Tafel-Mitarbeiter gehen davon aus, dass ein Kunde rund zehn Minuten zum Einkaufen braucht – und alle 20 Leute kämen ohnehin nicht vorbei. Ein extra Zeitfenster gibt es mittwochs, von 10.15 Uhr bis 12.15 Uhr, für Menschen mit einer Behinderung, für Schwerkranke und für Personen mit einer psychischen Erkrankung. Das betrifft ungefähr 35 Leute, schätzt Ruggaber.

Mit der Wirtschaftskrise infolge von Corona nehme die Bedürftigkeit zu. Ruggaber berichtet, dass pro Woche ein bis zwei zuvor unbekannte Gesichter den Tafelladen aufsuchten. Aus Gesprächen mit den Betroffenen wisse er, dass dies mit Arbeitslosigkeit oder Einkommensverlusten durch Kurzarbeit zu tun habe. „Wir rechnen mit steigenden Zahlen.“ Derzeit versorge die Rottenburger Tafel 370 Haushalte mit ungefähr 1000 Personen.

Auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen ändert sich manches. Ihre Zahl ist auf sechs bis sieben Personen pro Schicht begrenzt – und jede/r bekommt einen Arbeitsplatz zugewiesen, damit sich Laufwege möglichst wenig kreuzen. Auf Mitarbeiter sei man weiter dringend angewiesen, betont Ruggaber. „Wir kommen jetzt gerade so hin“, sagt er. Mitarbeiter über 75 Jahre dürfen weiter nicht für die Tafel arbeiten. Jedoch: „Wir sind ja fast alle hier Risikogruppe“, weiß Ruggaber, „aber sonst könnten wir’s gar nicht aufrecht erhalten.“ Gebraucht werden Leute für die Vorbereitung der Waren (9 Uhr bis 12.30 Uhr), für den Verkauf am Nachmittag (13.30 Uhr bis 17 Uhr) und Fahrer sowie Mitfahrer für die Abholung der Waren bei Supermärkten und andernorts. Für letztere Aufgabe sei man besonders auf kräftige Leute angewiesen, da schließlich auch Kisten geschleppt werden müssen.