A Perfect Day

A Perfect Day

Schwarze Komödie mit Star-Besetzung über den absurden Alltag einer Gruppe Entwicklungshelfer in einem Bürgerkriegsgebiet.

19.10.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Eine tote Kuh auf der Straße ist nie ein schöner Anblick, aber hier wird sie zum existenziellen Problem. Denn entweder rechts oder links von ihr, das lehrt die Erfahrung, ist eine Landmine vergraben. Mit solchen absurden Situationen müssen sich die NGO-Mitarbeiter Mambrú (Benicio Del Toro) und B (Tim Robbins) jeden Tag herumschlagen. Die beiden sind seit Jahren in Kriegsgebieten im Einsatz, wo sie das Leid der Zivilbevölkerung erträglicher machen wollen; aktuell befinden sie sich im Bosnien des Jahres 1995. Ihr oft ernüchterndes Tagwerk hat die Entwicklungshelfer nicht direkt zynisch gemacht, aber doch abgeklärt bezüglich der Frage, was machbar ist und was eben nicht.

Ganz anders die ihnen zugeteilte Französin Sophie (Melanie Thierry), die auf ihrem ersten Auslands-Einsatz vor Idealismus sprüht und sich in alles einmischt, was ihr unlogisch oder ungerecht erscheint. Doch binnen 24 Stunden, die der Film des Spaniers Fernando León de Aranoa („Montags in der Sonne?) umspannt, hat sich dieses Über-Engagement abgeschliffen.

Konkret geht es um eine Leiche im Dorfbrunnen, die schnellstens geborgen werden muss, um die Trinkwasserversorgung einer ganzen Region zu sichern. Doch bereits die Beschaffung eines simplen Seils erweist sich als schier unüberwindliches Hindernis, ganz zu schweigen vom Gerangel mit Uno-Blauhelmen um Prioritäten und Zuständigkeiten. In der Tradition von Militärsatiren wie „Catch 22? überspitzt der Regisseur die oft skurrilen Begebenheiten am Rand des Kriegsgeschehens, behält aber auch die gänzlich unlustige Wirklichkeit des Mordens, Hassens und Vertreibens im Blick.

Drastisch, doch ohne Gräuelszenen, führt er noch einmal den Schrecken des Balkankriegs vor Augen, wo Menschen, die eben noch gute Nachbarn waren, über Nacht zu Todfeinden wurden. Anders als die meisten anderen westlichen Filmemacher hält sich León mit Schuldzuweisungen aber zurück. Bleibt noch die Frage, ob die Tätigkeit der NGOs in Kriegsgebieten Fluch oder Segen ist. Die Antwort bleibt offen, deutlich aber wird: Ohne den Krieg würde diesen Berufshelfern der Sinn des Lebens abhanden kommen.

Satirischer Blick auf den Krieg aus dem ungewohnten Winkel von Entwicklungshelfern.

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