Kirchentellinsfurt

23-jährige Bewohnerin soll den Brand in einem Hochhaus gelegt haben

Ein Kellerbrand in Kirchentellinsfurt hat in der Nacht auf Freitag zu einem Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften geführt. Eine Frau wird der Brandstiftung verdächtigt.

21.10.2022

Von Iris Simon, Thomas de Marco

Bild: Anne Faden

Bild: Anne Faden

Nach einem Kellerbrand in einem Mehrparteiengebäude in der Kirchentellinsfurter Peter-Imhoff-Straße am späten Donnerstagabend ermitteln Staatsanwaltschaft und Kriminalkommissariat Tübingen gegen eine 23-jährige Bewohnerin des Hochhauses wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung. Die Frau wurde noch vor Ort vorläufig festgenommen.

Die 23-Jährige steht nach Angaben der Polizei im Verdacht, gegen 22.30 Uhr in einem der Kellerabteile vorsätzlich das Feuer gelegt zu haben, worauf von einem Zeugen der Notruf gewählt wurde. Dabei hatten die rund 80 Bewohner und Bewohnerinnen noch Glück im Unglück: Von der Feuerwehr, die wie der Rettungsdienst mit einem Großaufgebot ausgerückt war, wurden sie aus dem teils verrauchten Haus ins Freie gebracht.

Der Brand hüllte innerhalb kurzer Zeit das Gebäude und das Treppenhaus in dichten Rauch. Nach Angaben der Polizei mussten einige Bewohner aus dem Treppenhaus und von ihren Balkonen mit einer Drehleiter gerettet werden. Nur einer der Bewohner wurde nach ersten Informationen verletzt und musste wegen des Verdachts einer Rauchgasvergiftung zur weiteren medizinischen Versorgung in eine Klinik gebracht werden. Mittlerweile hat er diese aber wieder verlassen können.

Die restlichen Bewohner wurden in einer nahegelegene Turnhalle von Rettungskräften versorgt. Nach rund einer Stunde konnte der Brand im Keller schließlich gelöscht werden. Nach Begutachtung der Feuerwehr und dem Lüften der betroffenen Gebäudeteile konnten die Bewohnerinnen und Bewohner nach der Freigabe durch die Einsatzkräfte noch in der Nacht in ihre Wohnungen zurückkehren.

Da bereits bei der Anfahrt eine große Rauchwolke zu sehen war, ging die Freiwillige Feuerwehr Kirchentellinsfurt nach Angaben von Andreas Armbruster, Oberlöschmeister, von einem „Großereignis“ aus und forderte zusätzliche Unterstützung an. Insgesamt waren rund 200 Einsatzkräfte mit über 60 Fahrzeugen aus Kirchentellinsfurt, Kusterdingen, Tübingen und Reutlingen vor Ort.

Bild: Anne Faden

Bild: Anne Faden

„Ich habe eine ausgesprochen gut organisierte Situation vorgefunden, als ich als zusätzliche Leitende Notärztin angefordert worden war“, sagte Lisa Federle. Die Tübinger Notärztin begutachtete mit einem Kollegen alle Bewohnerinnen und Bewohner des evakuierten Hauses, nachdem diese in der Turnhalle untergebracht worden waren. „Auch hier lief alles sehr diszipliniert ab. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein Großeinsatz so ruhig ablaufen kann“, betonte Federle und sprach gegenüber dem TAGBLATT von einem „Bilderbucheinsatz“.

„Wenn man sich das Ausmaß vor Augen führt, hätte es auch sehr viel schlimmer ausgehen können“, betonte auch der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kirchentellinsfurt, Patrick Schuparra, im Gespräch mit dem TAGBLATT. Wie bislang bekannt geworden ist, waren außerhalb des betroffenen Kellerabteils durch die Flammen keine Schäden entstanden. Dennoch geht die Polizei von einem Schaden in Höhe von mehreren zehntausend Euro aus. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen zur mutmaßlichen Brandlegung dauern an.

Wie die Polizei auf die verdächtige Bewohnerin aufmerksam geworden war und zum genauen Ablauf der vorläufigen Festnahme wollte Martin Raff, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen.

 



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Wie verhalte ich mich bei einem Brand im Hochhaus?

Das Innenministerium Baden-Württemberg rät im Fall eines Brandes in einem Mehrfamilienhaus zu überprüfen, ob der Treppenraum noch rauchfrei und damit sicher begehbar ist. Sollte der Treppenraum wie beim Kellerbrand von Donnerstagnacht verraucht sein, sollen Bewohner in ihren Wohnungen bleiben und die Wohnungstür schließen. Die Behörde empfiehlt zudem, sich an einem geöffneten Fenster oder am Balkon bemerkbar zu machen und um Hilfe zu rufen. In jedem Fall ist den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen.