Wie Affen und Grashüpfer

500 Kinder zeigten beim Gaukinderturnfest, was sie drauf haben

Etwa 500 Kinder turnen und toben in Rottenburg. Während die Besucher bei der Veranstaltung einst noch länger sitzen geblieben sind, gehen heute viele gleich nach dem Wettkampf.

09.07.2018

Von Vincent Meissner

Wer gestern aufs Sportgelände des TV Rottenburg fuhr, der bekam schon vor dem Parkplatz auf einem Plakat mitgeteilt: „Achtung Läufer!“ Denn gestern wetzten, wuselten und wirbelten hunderte Kinder auf dem Hohenberg herum. Elke Vollmer strahlte: „Für mich war es ein voller Erfolg“, sagte die Turn-Abteilungsleiterin beim TVR und Organisationsleiterin des Gaukinderturnfestes. „Wir hatten viele Kinder – und keine Verletzten.“ Mit dem Nachwuchs waren auch viele Eltern und Großeltern gekommen, die auf den Tribünen mitfieberten. Und das Wetter passte auch.

Im sportlichen Fokus standen unter anderem die Turn-Wettkämpfe: Die Jüngeren ab 8 Jahren zeigten, was sie am Boden, am Reck, am Barren und beim Sprung geübt hatten. Bei den Älteren bis 13 Jahren kam noch der Schwebebalken mit dazu. Auch in Leichtathletik-Disziplinen wie Staffellauf maßen sich die Teilnehmer. Mit dabei waren in Rottenburg Turn-Kinder unter anderem vom TB Kirchentellinsfurt, dem TV Derendingen, der TSG Bodelshausen, der Spvgg Mössingen, dem ASV Pfäffingen und dem TSV Neustetten.

Bei der Tierolympiade für die Jüngsten von 5 bis 9 Jahren waren motorische Grundfertigkeiten wie Springen, Laufen und Werfen gefragt. Vor der Otto-Locher-Halle klatschte Lilly Wilhelm aus Nehren mit ihrem Vater ab. Stolz präsentierte sie ihre glänzende Medaille von der Tierolympiade. „Ich hatte 17 Punkte!“, berichtete die Nachwuchs-Turnerin von der TSG Bodelshausen.

Mütter filmen – und trösten

Acht Stationen hat die Siebenjährige gemeistert. Eine der Stationen nannte sich „Frosch“. Dort mussten die Kinder einen Gummistiefel mit aufgemalten Froschaugen so weit wie möglich werfen. „Über fünf Meter“, so berichtet Lilly Wilhelm flog er bei ihr. Bei der Affen-Station musste sie am Barren entlanghangeln und bei der Grashüpfer-Station über Pappkisten springen. Die Medaille – die erste, die sie in ihrem Leben gewonnen hat – will sie heute auf jeden Fall mit in die Schule nehmen. „Da erzählen wir immer vom Wochenende“, erklärt sie.

Drüben in der Volksbank-Arena turnen gerade die Älteren teils schon anspruchsvolle Übungen. Und oben auf der Tribüne stehen Mütter und filmen den Nachwuchs mit dem Smartphone oder trocknen auch mal eine Träne, die jemand vergießt.

Conni Stiefel, beim mitveranstaltenden Turngau Achalm zuständig für den Wettkampfsport, war zufrieden mit der Veranstaltung: „Es ist super organisiert
und eine tolle Anlage!“ Hohenberg-Stadion mit Tartanbahn, Volksbank- und Otto-Locher-Halle liegen direkt beieinander. Dazu das Außengelände mit Sitzmöglichkeiten und Verpflegung. „Die Wurstschlange war teils 20 Meter lang“, berichtete TVR-Geschäftsführer Norbert Vollmer.

Schon 2015 war das Gaukinderturnfest in Rottenburg. „Es ist schwierig, jedes Jahr einen Verein zu finden, der das stemmen kann – von der Anlage und Personal her“, sagt Turngau-Vertreterin Stiefel. Doch der TVR hat sich bewährt. Eins bedauert Stiefel allerdings: „Früher war das mal ein Fest, bei dem man noch zusammengesessen ist“, sagt sie, „eine richtige Ganztages-Veranstaltung. Heute springen viele nach dem Wettkampf weg. Das ist ein bisschen schade.“

Beim Orientierungslauf über das TVR-Sportgelände war die Kompromiss-Bereitschaft von TVR-Geschäftsführer Vollmer gefragt: Eine Mutter kam kurz vor Ende der Veranstaltung und wollte wissen, ob ihr Sohn auch eine Medaille bekommen könnte, wenn er den Lauf nicht ganz schafft. „Er hat Mittelohr-Entzündung und konnte nicht beim Programm mitmachen“, erklärte sie. Vollmer gab sich großzügig und sagte ja. Eine andere Mutter freute sich über die Zeit ihrer Tochter: „Mit Kacka-Pause!“, wie die Mutter stolz erklärte.

120 Ehrenamtliche im Einsatz

Zehn Stationen auf der etwa zwei Kilometer langen Strecke mussten die Teilnehmer beim Orientierungslauf mithilfe eines Lageplans finden und an den Stationen mit Kontrollzangen die entsprechenden Felder ihrer Karte lochen. Und das so schnell wie möglich. Wer das geschafft hatte, bekam eine Medaille. Für kleinere Kinder gab’s eine Minirunde mit vier Stationen. „Der Gag ist, dass Ausdauersport und kognitive Fähigkeiten kombiniert werden“, erklärte Vollmer.

Ohne Helfer wäre auch diese Riesenveranstaltung nicht zu stemmen: Vom Turngau waren 30 Ehrenamtliche dabei. Die teilnehmenden Vereine stellten etwa 40 Kampfrichter. Und der TV Rottenburg hatte 50 Ehrenamtliche engagiert. „Das war eine schöne Teamleistung vom Verein“, sagte TVR-Chef Vollmer. Und was bleibt da finanziell hängen? „Man verdient schon ein bisschen was, aber reich wird man nicht. Hier steht das Sportliche im Vordergrund.“

500 Kinder zeigten beim Gaukinderturnfest, was sie drauf haben

500 Kinder zeigten beim Gaukinderturnfest, was sie drauf haben

Bungee-Anlage und federnde Airtrack-Matte

Auch außerhalb der offiziellen Wettbewerbe war beim Gaukinderturnfest einiges geboten: Auf der Tartanbahn stand etwa eine Bungee-Anlage der AOK, deren an zwei Seiten befestigten Gummiseile die Kinder in atemberaubende Höhen katapultierte. Und der Turngau hatte eine Airtrack-Matte dabei, die mächtig federt, wenn man drauf springt. „Das ist für die Turner was ganz besonderes, wenn sie da eine Radwende oder mal einen Flickflack probieren können“, sagte Elke Vollmer vom TV Rottenburg.