Reutlingen

35. Reutlinger Herbst: Den Krisen zum Trotz wird das Weinglas erhoben

Nach zwei langen Jahren wurde am Donnerstagabend der 35. Reutlinger Herbst mit erhobenem Glas von Weindorf-Organisatorin Regine Vohrer und Oberbürgermeister Thomas Keck eröffnet.

25.08.2022

Von möl

Bild: Klaus Franke

Bild: Klaus Franke

Über dem Weibermarkt hängt der Geruch von geräuchterem Lachs. Fast jeder Tisch der Schwanen-Laube ist auf 18 Uhr reserviert. Beschwingte Gitarren- und Akkordeon-Klänge tönen von der Treppe des Naturkundemuseums herüber. Die Veranstalter hätten sicher „einige schlaflose Nächte“ verbracht, ob sie die Pforten des Weindorfs dieses Jahr öffnen sollten oder nicht.

Umso dankbarer sei Keck, dass Vohrer und ihre Mitstreiter sich auf das Wagnis eingelassen haben. Keck rief die Besucher des Weindorfs auf, den Krisen dieser Tage zu trotzen und für die Dauer des Weindorfs Worte wie „Energiekrise“ oder „Gasmangellage“ vorübergehend aus dem Wortschatz zu streichen. Stattdessen solle man sich lieber über Chili vom Schönbuchhirsch, Rostbraten und Lachsforellen mit Rahmkartoffeln sowie die am besten dazu passenden edlen Tropfen unterhalten. Oder sich in den tonnenschweren Fässern durch die Metzgerstraße rollen lassen, statt „tonnenweise Haushaltspläne zu wälzen“.

Beim traditionellen Fassrollen gebe es sogar etwas zu gewinnen – „was man vom städtischen Haushalt leider derzeit nicht behaupten kann“, bemerkte Keck. Nach seiner Eröffnungsrede begrüßte der Oberbürgermeister noch überraschenderweise einen neuen Freund, den er vor vier Wochen auf dem Deutschen Wandertag in Fellbach kennen gelernt hat. Er bat kurzerhand Gert Aldinger, einer der zehn besten Winzer Deutschlands, auf die Treppe vors Naturkundemuseum. Dieser machte den Reutlinger und Tübinger Winzern Mut, indem er verkündete, er glaube an ihre Weine. Denn mit dem Klimawandel würden zukünftig auch kühlere Weinregionen mehr und mehr gefragt sein. Na dann, Prost!