Tübingen

249 zu viel

Kritik am Betriebsrat des Kilchberger-Siemens-Werks, der einen Kompromiss mit der Geschäftsleitung ausgehandelt hat.

21.08.2017

Von Michael Pieper, Tübingen

Siemens-Standort in Kilchberg ist gesichert – so der euphemistische Grundtenor am 16. August. Aber gleichzeitig fallen 249 Stellen weg. Sicher ist das weniger als die 337 geplanten, aber immer noch 249
zu viel.

Taktisch war das von der Geschäftsleitung sehr geschickt eingefädelt. Der Betriebsrat ließ sich instrumentalisieren und suchte zusammen mit der IGM nach Einsparungsmöglichkeiten im Betrieb, fand Wege für 5,5 Mio Euro, erarbeitete so ein eigenes Sanierungskonzept und stellte fest, dass das eigentlich die Aufgabe der Arbeitgeberseite gewesen wäre. Jetzt müssen „nur“ noch 249 Kollegen aus dem Betrieb raus. So entwickelt sich der Betriebsrat zum angeblich besseren Manager, der eine Entlassung seiner Kollegen wahrscheinlich reibungsloser über die Bühne bringt als die Chefetage. Und dort oben freut man sich über eine Rationalisierung, die von der Betriebsratsseite kommt, über eine „Freisetzung“, die nun wohl konfliktlos über die Bühne geht und eine Weiterqualifizierung der Kollegen, die hierfür ihre eigene Freizeit aufwenden müssen.

Und was dürfte jetzt schon sicher sein? Auf Kosten von 249 Kollegen, die ihren Lebensunterhalt verlieren, soll das Kilchberger Werk angeblich „zukunftsfest“ gemacht werden, soll es auch weiterhin eine „Lead Factory“ im Konzern sein, und verspricht der Chefetage eine deutliche Profitsteigerung in Millionen.